Azuara-Impaktstruktur (Spanien) – Ries-Impaktstruktur (Deutschland)

Kurz nach dem Impakt … A
Der Aufschluß im Bild A (Detailansichten in B, C) ist durch die Konstruktion eines Bewässerungskanals bei der Ortschaft Blesa, etwa 14 km vom Zentrum der Azuara-Impaktstruktur entfernt, entstanden.
 B

Der Kanal durchschneidet stark zerbrochene und brecciierte Kalkstein-Megablöcke des Lias in einem scharfen und steilstehenden Kontakt mit gutgeschichteten tertiären Sanden. Nahe der Kontakte schwimmen auseinandergebrochene Kalksteinblöcke in den Sanden. Die Sande sind hauptsächlich aus Calcit- und Quarzkörnern zusammengesetzt; untergeordnet treten verwitterte Glaspartikel auf. Im Dünnschliff (D; paralleles Licht, Bildbreite 1 cm) zeigen sich die Quarzkörner meist als sehr scharfkantig, was auf Zerbrechen und kurzen Transport weist.

 C

 D

Viele Quarzkörner zeigen Schockmetamorphismus in Form multipler Scharen planarer Brüche (planar fractures, PFs) und planarer Deformationsstrukturen (planar deformation features, PDFs).

Interpretation: Der bemerkenswerte Kontakt zwischen den Sanden und den überhängenden, stark brecciierten Gesteinen dokumentiert einen plötzlich einsetzenden, kurzzeitigen Ablagerungsprozeß. Andernfalls hätten die z.T. frei überhängenden, stark brecciierten Flanken der Kalksteinblöcke einen merklichen Zeitraum nicht überlebt; und Verwerfungen können grundsätzlich ausgeschlossen werden. Wir nehmen daher an, daß der Aufschluß die allererste Phase der Sedimentation am Kraterboden unmittelbar nach dem Impakt widerspiegelt.
In mancherlei Hinsicht kann diese sandige Einheit mit der sogenannten „Gradierten Einheit“ aus der Ries-Impaktstruktur (Deutschland) verglichen werden. Man hat diese Einheit als 17 m langen Kernabschnitt in der Forschungsbohrung Nördlingen 1973 angetroffen. Sie folgt unmittelbar dem Becken-Suevit mit aquatisch abgelagerten Sedimenten im Hangenden, und man betrachtet sie als das Ergebnis eines einphasigen Sedimentationsprozesses. Als Entstehung kommen ein Rückfall aus ausgeworfenem Material, aber auch Suspensionsströme in Wasser oder Dampf in Frage. Beide Deutungen stellen mögliche Erklärungen für den Ursprung der sandigen Einheit im Bewässerungskanal von Blesa dar, die gegenwärtig genauer untersucht wird.