Der Saarland-Impakt auf der LPSC 2015

Auf der kürzlich zu Ende gegangenen Lunar and Planetary Science Conference 2015 wurde der Beitrag „Strong shock metamorphism and a crater: evidence of a Holocene meteorite impact event near Nalbach (Saarland, Germany)“ der Autoren Nico Berger, Werner Müller und Kord Ernstson präsentiert.

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Neues aus der Welt der Impaktstrukturen, Meteoritenkrater und verwandter Themen

Wie werden in Zukunft in dieser Rubrik neue „einschlägige“ Informationen mit kurzen Kommentaren zusammenstellen, wobei Verlinkungen sowie Hinweise zu neueren und neuesten Publikationen eine wesentliche Rolle spielen werden. Es ist geplant, die Seite etwa alle ein bis zwei Monate „aufzufrischen“. „Neues aus der Welt der Impaktstrukturen, Meteoritenkrater und verwandter Themen“ weiterlesen

Der Chiemgau-Impakt und Afrika

Der Chiemgau-Impakt und Afrika (The Chiemgau impact and Africa)

von Kord Ernstson (April 2014)

Zusammenfassung

1  Wolf Uwe Reimold und Christian Koeberl benutzen einen Artikel über Impaktstrukturen in Afrika (!), um einmal mehr gegen den Chiemgau-Impakt, der mittlerweile als eine Realität mit nachgewiesenen Schockeffekten (PDFs, diaplektische Gläser, Shatter Cones) sowie spektakulären Befunden zur Geologie, Mineralogie und Kosmochemie anzusehen ist, zu Felde zu ziehen. Solche „Feldzüge“ sind bei einigen führenden Impaktforschern innerhalb der sog. impact community (was auch immer das sein soll) gang und gäbe, insbesondere dann, wenn es um neuartige Erkenntnisse zum Impakt geht und sie nicht in die Forschung einbezogen wurden. Das betrifft nicht nur den Chiemgau-Impakt.

2  Die Autoren Reimold und Koeberl zitieren aus der Literatur einen einzig existierenden Artikel von Dieter Heinlein aus dem Jahr 2009, auf den sie sich als Beleg für fehlende Impaktbefunde beziehen. Eigene Untersuchungsergebnisse legen sie nicht vor. Der Autor Dieter Heinlein des betreffenden Artikels, der in deutscher Sprache und in einer kaum zugänglichen deutsche Zeitschrift für Hobby-Astronomen und Sternfreunde erschienen ist, hat kein wissenschaftliches Studium absolviert und niemals über irgendein Impakt-Thema wissenschaftlich gearbeitet, ebenso nicht über Eiszeitgeologie. Diesen Autor und seinen ausnehmend dürftigen Beitrag als einziges Gegenargument zur Existenz des Chiemgau-Impaktes zu bemühen, kann nur als peinlich bezeichnet werden.

3  Während das Zitieren der Heinlein-Arbeit als peinlich charakterisiert werden muss, ist – mit einer Ausnahme – die komplette Unterschlagung der von den Chiemgau-Impaktforschern in Zusammenarbeit mit renommierten Forschern aus dem In-und Ausland publizierten 16 (!) hier genannten Beiträge z.B. auf klassischen internationalen Tagungen wie der Lunar & Planetary Science Conference (LPSC), der Tagung der Meteoritical Society oder der Tagung der American Geophysical Union (AGU) ein wissenschaftlich absolut inakzeptabler Vorgang, der ein bezeichnendes Licht auf das Wissenschaftsverständnis von Reimold und Koeberl wirft.

4  Um offenbar den erneuten Angriff auf die Chiemgau-Impaktforschung zu rechtfertigen, verlangen Reimold und Koeberl, dass bei der Diskussion möglicher neuer Impaktkrater auch auf das regionalgeologische Umfeld zu achten ist, wobei sie eine eiszeitliche Überprägung speziell hervorheben, um damit das Chiemgau-Impaktstreufeld bei eiszeitlich produzierten „Löchern“ anzusiedeln. Reimold und Koeberl merken dabei gar nicht, dass sie auf diese Weise ihr eigenes, stets formuliertes Postulat – Schock als Vorbedingung für Impakt-Akzeptanz – in Frage stellen und all den Regionalgeologen das Wort reden, die Impaktstrukturen ablehnen, weil diese mit den regionalgeologischen Gegebenheiten nicht verträglich seien.

Abstract

1  Wolf Uwe Reimold and Christian Koeberl are using an article on impact structures in Africa which they have published in the „Journal of African Earth Sciences“ to yet again crusade against the Chiemgau impact meanwhile established as a reality and based on evidenced shock effects (PDFs, diaplectic glasses, shatter cones) and spectacular findings of geological, mineralogical and cosmochemical features. Such campaigns are common practice with a few leading impact researchers of the so-called impact community (whatever this might be) in particular once innovative findings are concerned and once they themselves have not been involved in the respective research. This does not affect solely the Chiemgau impact.

2  The authors Reimold and Koeberl refer to the literature mentioning no more than a sole article (Heinlein 2009) that they use as supporting document for allegedly lacking evidence of the Chiemgau impact. Results of own research are not presented and do not exist. Dieter Heinlein, author of the respective article written in German language and printed in a hardly accessible German magazine for hobby astronomers and friends of stars has not finished any scientific degree and has never worked on any impact subject, as well as on glacial geology either. To call upon this author and his exceptionally poor contribution as sole argument opposed to the Chiemgau impact can be termed embarrassing only.

3  While the reference to the Heinlein article must be characterized as simply embarrassing, the complete concealment – bar one – of the 16 (!) Chiemgau research papers contributed to international meetings and in international journals, and listed below is a procedure scientifically absolutely unacceptable shedding some light on the view of science of Reimold and Koeberl. Many of these Chiemgau papers have been written in cooperation with reputable researchers from home and abroad and presented at classic international meetings like the Lunar & Planetary Science Conference (LPSC), the Meteoritical Society meeting or the meeting of the American Geophysical Union (AGU).

4  In order to justify their renewed attack against the Chiemgau impact research Reimold and Koeberl claim that when discussing possible new impact craters also the regional-geologic setting has to be taken into consideration. At that they in particular accentuate a glacial overprint obviously aiming at the Chiemgau impact strewn field that in their opinion is a cluster of glacially produced „holes“. In doing so they do not at all realize that they are questioning their own and always propagated postulate – shock as prerequisite for acceptance of impact – and putting the case for all those regional geologists who deny the existence of impact structures because these are incompatible with the regional-geologic setting.

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76th Annual Meteoritical Society Meeting (2013), Edmonton, Canada: vier Beiträge zum Chiemgau-Impakt

Vier Beiträge zum Chiemgau-Impakt auf der letztjährigen Tagung der Meteoritical Society, Edmonton, Kanada

Rappenglück, M.A., Bauer, F. Hiltl, M., Neumair, A., K. Ernstson, K. (2013): Calcium-Aluminium-rich Inclusions (CAIs) in iron silicide matter (Xifengite, Gupeiite, Hapkeite): evidence of a cosmic origin – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5055.

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Abstract CAIs   Zusammenfassung anklicken!

CAIs, Calcium-Aluminium-reiche Einschlüsse, sind eine mineralogisch und chemisch variierende Gruppe von Strukturen, die hauptsächlich von der Meteoritenklasse der kohligen Chondrite bekannt sind. CAIs konnten nunmehr in den Eisensiliziden aus dem Chiemgau-Kraterstreufeld nachgewiesen werden, wo sie zusammen mit Xifengit, Gupeiit, Hapkeit, Fersilicit und Ferdisilicit sowie den Karbid-Mineralen Moissanit und Khamrabaevit auftreten. Besonders signifikant in den Eisensilizid-Proben ist die innige Vergesellschaftung einer CAI-Hochdruckmodifikation mit einer CAI-Niedrigdruckmodifikation, was eine komplexe Entstehungsgeschichte der Chiemgau-Eisensilizide vermittelt und ihre kosmische Herkunft untermauert.

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Bauer, F. Hiltl, M., Rappenglück, M.A., Neumair, A., K. Ernstson, K. (2013): Fe2Si (Hapkeite) from the subsoil in the alpine foreland (Southeast Germany): is it associated with an impact? – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5056.

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Abstract hapkeite  Zusammenfassung anklicken!

Hapkeit ist ein auf der Erde extrem seltenes Mineral aus der Gruppe der Eisensilizide. Neben den seit längerem bekannten Eisensiliziden Xifengit, Gupeiit und Fersilicit konnte nunmehr neben dem Ferdisilicit auch der Hapkeit in den Proben aus dem Chiemgauer Meteoritenkrater-Streufeld nachgewiesen werden. Vor einigen Jahren erregte der erste Fund von Hapkeit auf der Erde Aufsehen, nachdem man das Mineral im Mondmeteoriten Dhofar 280 nachgewiesen hatte. Interessant an dem Chiemgauer Hapkeit-Fund ist, dass es sich um die kristallographische trigonale Modifikation handelt, die sich zum kubischen Hapkeit des Mondmeteoriten gesellt. Ferner konnten auch ganz verschiedene Hinweise auf Schockereignisse gefunden werden, denen die Eisensilizide vermutlich ausgesetzt waren. Diese neuen Belege festigen einmal mehr die frühe Vorstellung der Chiemgauer Heimatforscher und Entdecker des Impakt-Phänomens, dass die Eisensilizide eine kosmische Herkunft haben.

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Neumair, A., Ernstson, K. (2013): Peculiar Holocene soil layers: evidence of possible distal ejecta deposits in the Chiemgau region, Southeast Germany – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract  #5057.

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Abstract distal ejecta   Zusammenfassung anklicken!

In der Chiemgau-Region ist wiederholt von Einheimischen, vor allem im Zusammenhang mit Kanal- und Drainagearbeiten sowie Fundamentgründungen, über einen eigenartigen “zweiten Bodenhorizont” dunkler bis schwarzer Farbe in ganz grob Halbmeter-Tiefe berichtet worden. Im Zuge der Impaktforschung ist dieser Horizont, der in den geologischen Kartierungen und Beschreibungen der Region nicht vorkommt, wiederholt angetroffen sowie geologisch und geophysikalisch untersucht worden. Der Beitrag berichtet über eine gezielt angesetzte Analyse des Materials, das in dieser Konsistenz, mineralogisch-chemischen Zusammensetzung und dem Gehalt an eigenartigen Komponenten sonst unbekannt ist. Ein Vergleich mit ähnlichen Horizonten an anderen Stellen auf der Erde kommt zum Schluss, dass es sich bei der “schwarzen Schicht” mit deutlich erhöhter magnetischer Suszeptibilität um eine Ablagerung aus etwas weiter transportierten Impakt-Auswurfmassen (Ejekta) handelt, die hier der Bildung größerer Krater des Chiemgau-Impaktes (Tüttensee-Krater, Chiemsee-Doppelkrater) zugeschrieben werden.

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Ernstson, K., Müller, W., Neumair, A. (2013): The proposed Nalbach (Saarland, Germany) impact site: is it a companion to the Chiemgau (Southeast Bavaria, Germany) impact strewn field? – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5058.

Poster-Nalbach-Chiemgau-mini-150x150 Poster anklicken!

Abstract Nalbach – Chiemgau  Zusammenfassung anklicken!

Über die bemerkenswerten Funde und Befunde zu einem vermuteten Meteoriteneinschlag im Saarland und Ähnlichkeiten mit dem Chiemgau-Impakt ist verschiedentlich berichtet worden. Der Beitrag zur Tagung in Edmonton fasst nunmehr die verblüffenden Parallelen bei den Gesteinen und Gläsern umfassender zusammen. Die Übereinstimmungen bis ins Detail einschließlich der jung zu datierenden Fundsituationen lassen die Vermutung zu, dass beide Ereignisse, so denn der Nalbach-Impakt zweifelsfrei feststeht, zeitgleich stattfanden und dass man in diesem Fall von einem sehr großen Wirkungsbereich eines Impaktes mit mindestens 500 km Ausdehnung ausgehen muss.

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