Rochechouart – Impaktgesteine

Die Impaktgesteine (Impaktite) von Rochechouart

Grundsätzlich werden vier Hauptgruppen von Impaktiten unterschieden: Impaktschmelzgesteine, Suevite, polymikte lithische Breccien und monomikte Dislokationsbreccien/Kataklasite. Dazu gesellen sich hydrothermale Breccien, Brecciengänge einschließlich Pseudotachyliten sowie Shattercones als weiteres Impaktinventar der Rochechouart-Struktur.

Impakt-Schmelzgesteine

Impakt-Schmelzgesteine sind kristalline, hyaline (glasige) oder semihyaline Gesteine, die sich aus einer schockproduzierten Impaktschmelze verfestigt haben und in der Matrix unterschiedliche Gehalte an klastischen Komponenten besitzen (zur Nomenklatur und zu weiteren Beispielen von Impakt-Schmelzgesteinen siehe auch https://www.impaktstrukturen.de/melt/impactmeltpage.html ).

Rochechouart-Impaktschmelzgesteine (Typus Babaudus) konzentrieren sich im zentralen Bereich der Struktur in der Umgebung der Ortschaften Babaudus und Valette. Mehrere Meter Mächtigkeiten sind bisher nachgewiesen worden. Das Schmelzgestein ist in der Regel arm an Komponenten, die dem lokalen kristallinen Grundgebirge entstammen. Die Matrix kann dicht, aber auch von zahllosen gelängten und ausgerichteten Blasenhohlräumen durchsetzt sein. Abb. 5 zeigt verschiedene typische Ausbildungen des Babaudus-Impaktschmelzgesteins.

 

 

Abb. 5. Verschiedene Ausbildungen des Babaudus-Impaktschmelzgesteins im Anschnitt. Größe der Proben (von links oben nach rechts unten): 12, 8, 10 und 15 cm.

Suevite

Ein Suevit ist eine polymikte Breccie mit einer klastischen Matrix und unterschiedlich stark geschockten Mineralkomponenten. Sie enthält zudem kogenetische Impakt-Schmelzpartikel. (Zur Nomenklatur von Impaktiten und zu weiteren Beispielen von Sueviten siehe auch Die Suevit-Seite:https://www.impaktstrukturen.de/suevite/the_suevite_page.htm ).

Grundsätzlich werden in der Rochechouart-Impaktstruktur zwei Suevitvarietäten unterschieden. Den roten Montoume-Suevit trifft man in den aufgelassenen Steinbrüchen nahe der Ortschaft Montoume (Abb. 6, 7) und nordwestlich von Saint Gervais im Süden und Südwesten der Impaktstruktur an.

Abb. 6. Der aufgelassene Steinbruch von Montoume (vor etwa 25 Jahren aufgenommen).

 

Abb. 7. Der rote Montoume-Suevit im Anschnitt. Breite der Proben 12 und 11 cm.

Der grünliche Chassenon-Suevite (Abb. 9) steht in der Umgebung der Ortschaft Chassenon an. Hier befindet sich das freigelegte gallo-römische Cassinomagus (Fig. 8), das zum großen Teil mit Bausteinen aus antiken Suevit-Steinbrüchen der Umgebung errichtet wurde.

Abb. 8. Das gallo-römische Cassinomagus (vor etwa 25 Jahren aufgenommen).

Abb. 9. Der grünliche Chassenon-Suevit im Anschnitt. Breite der Probe 14 cm.
Fig.9. La brecha suevítica verde de Chassenon; superficie cortada. La medida es de 14 cm de ancho.

Lithische Breccien

Lithische Breccien sind polymikte Impaktbreccien, die geschockte Komponenten und Mineralfragmente, aber keine Glasanteile besitzen.

In der Rochechourt-Struktur spricht man bei den lithischen Breccien vom Rochechouart-Typ. Das hängt mit den schönen Aufschlüssen und der guten Zugänglichkeit im Bereich des Städtchens zusammen. Anders als die Impakt-Schmelzgesteine und die Suevite sind die lithischen Breccien in der Struktur weitverbreitet, wo man sie sehr häufig als Bausteine benutzt hat (Abb. 10, 11).

 

Abb. 10, 11. Die lithische Rochechouart-Breccie als Baustein (Kirche von Rochechouart und Kapelle von Saint Gervais).

Obgleich beide ein sehr ähnliches Gefüge besitzen, kann die lithische Rochechouart-Breccie von der Chassenon-Suevitbreccie durch das Fehlen von Glaskomponenten und das häufig leicht löchrige Aussehen (Abb. 10 – 12) unterschieden werden. Im Anschnitt der Breccie in Abb. 12 ist auffällig, daß viele Komponenten kanten- bis gutgerundet sind, was an ein fanglomeratisches Gefüge erinnert. So etwas ist häufig in Impaktbreccien zu beobachten, und es zeigt, daß beim Impakt die Gesteine nicht einfach nur zerbrochen werden sondern auch einem Prozeß unterliegen, den wir mit dem Begriff der „Konglomeratisierung“ bezeichnen wollen. In der Azuara – Rubielos de la Cérida-Zwillingsstruktur in Spanien kann diese Impakt-Konglomeratisierung häufig sogar in situ beobachtet werden.

Abb. 12. Die lithische Rochechouart-Breccie im Anschnitt. Breite der Probe 12 cm. – Man beachte die vielen kanten- bis gutgerundeten Komponenten (siehe dazu den Text).

Link (zeigt eine Karte mit der Verteilung der Rochechouart-Impaktgesteine): http://www.ac-poitiers.fr/svt/res_loc/meteorit/Fich_T/breches.html

Brecciengänge/Pseudotachylite
Diques de brechas/Pseudotaquilitas

Brecciengänge sind ein wichtiges Kennzeichen von Impaktstrukturen (siehe dazu auch https://www.impaktstrukturen.de/spain/impact/brecciadikes.htm ), und sie treten auch im Gebiet von Rochechouart auf, wo man sie wohl am besten im Steinbruch von Champagnac studieren kann. Detaillierte Untersuchungen liegen vor von Lambert, P. (1981): Breccia dikes: geological constraints on the formation of complex craters. In: R.B. Merrill, P. H. Schultz (Eds.), Multi-ring Basins, Lunar Planet. Sci. Proc. 12A, Pergamon Press, New York, 59-78. und Bischoff, L. and Oskierski W., 1987. Fractures, pseudotachylite veins and breccia dikes in the crater floor of the Rochechouart impact structure, SW-France, an indicator of craterforming processes. In: Research in Terrestrial Im­pact Structures, (J. Pohl, ed.), 5-29, Braunschweig (F. Vieweg & Sohn). Grundsätzlich und stark vereinfacht hier kann man drei verschiedene Typen von Brecciengängen unterscheiden: Gänge vom Typ 1 besitzen lithische und Mineral-Fragmente in einer Matrix aus Impaktschmelze. Typ 2-Gänge sind mit polymikten klastischen Breccien und Typ 3-Gänge (Abb. 13) mit monomikten Breccien gefüllt.

Abb. 13. Monomikte Gangbreccie in der Rochechouart-Struktur.

Darüber hinaus kann man zeigen, daß sich Brecciengänge in der Rochechouart -Struktur mit der Beteiligung von Reibungsschmelze gebildet haben. Mehr zu solchen Pseudotachyliten kann man unter https://www.impaktstrukturen.de/melt/impactmeltpage.html sehen und lesen.

Shattercones

Die Bildung sogenannter Shattercones in Gesteinen ist ein makroskopischer Schockeffekt in Impaktstrukturen (mehr dazu auf der Shattercone-Seite:https://www.impaktstrukturen.de/shattercone/shatterconepage.html ). In der Rochechouart-Struktur sind Shattercones häufig, wobei sie eine bemerkenswerte petrographische Vielfalt zeigen. Sie werden in Gesteinen des kristallinen Sockels beobachtet (in Gneisen, Graniten [Abb. 14, 15], in subvulkanischen Ganggesteinen [Abb. 16]) aber auch in Gesteinsbruchstücken aus den Sueviten und den lithischen Breccien gefunden.

Abb. 14. Shattercones in Granitgesteinen.

Abb. 15. Großer einzelner Shattercone aus Granit.

Abb. 16. Shattercones in subvulkanischen ganggesteinen. Am oberen linken Rand ist ein vollständiger Kegel entwickelt.

Mehr Shattercones und eine shattercone-ähnliche „Shatter-Spaltbarkeit“ aus dem Gebiet von Rochechouart zeigen wir auf  https://www.impaktstrukturen.de/shattercone/shatterconepage.html .