Impakt-Bild des Monats

Wir werden hier in Zukunft in grob monatlicher Folge interessante Bilder – megaskopisch bis mikroskopisch – aus der Welt unserer Impaktforschung präsentieren. Ein kleiner, begleitender Text erläutert die Darstellung, und, wo angebracht, werden Links zu weiterführenden Seiten genannt. Neue Bild er (August 2022):

Shatter Cones vom Saarlouis-Nalbach (Saarland) Impakt-Ereignis

Shatter Cones als ganz besondere Bruchflächenmarkierungen im Gestein gelten seit geraumer Zeit als unumstößlicher Beweis für eine Entstehung durch Schockwellen-Beanspruchung bei einem Impakt-Ereignis. Die nachfolgenden Fotos wurden von den Entdeckern von der Universität Luxemburg gemacht, die in den Quarzit-Blöcken (vermutlich Impakt-Ejekta) vom bekannten Litermont-Berg bei Nalbach fündig geworden waren.

Multiple Scharen von Shatter Cones in einem Quarzit-Block nahe beim Litermont-Berg.

Typische sogenannte Pferdeschwanz-Skulptur der Litermont-Shatter Cones. Anders als vielfach als Striemungen (englisch striae oder striations) beschrieben (auch sehr häufig verfälschend von Impakt-Forschern), handelt es sich um Markierungen auf den kegelförmigen Bruchflächen ohne Lateralbewegungen der Striemungen.

Ein einzelner Shatter Cone vom Litermont. In grobkörnigen Gesteinen oder inhomogenen Lithologien können die Kegeloberflächen auch relativ grob ausgebildet sein, was ein Vergleich mit Shatter Cones aus anderen Impaktstrukturen zeigt.

Obwohl seit vielen Jahren der Saarland-Impakt durch alle publizierten Beweise der internationalen Impaktforschung (Impakt-Schmelzgesteine, Suevite, Impaktgläser, polymikte Brekzien mit Mehrfach-Brekziengenerationen sowie extreme Schock-Effekten, zwei Impakt-Krater) etabliert ist, wird dieses geologisch großartige Ereignis bis heute von der deutschen Impaktforschung der Institute von Berlin und Freiburg absolut ignoriert.

Der folgende Link führt zum iP0ster von der Galerie der diesjährigen Lunar & Planetary Science Conference LPSC.

https://lpsc2022.ipostersessions.com/default.aspx?s=30-21-4F-EF-A3-78-1A-CD-EA-C0-01-6E-6A-E0-E1-01&guestview=true

Suevit Rieskrater, Nördlinger Ries

Fundlokalität kleines Suevit-Vorkommen bei Hürnheim südlich von Nördlingen. Besonderheit die Verkalkung durch aufsteigende Malmkalk-Wässer, die den Porenraum ausgefüllt und den Suevit schwerer als den üblichen Suevit gemacht hat. Die Ursache der Grünfärbung ist noch nicht geklärt. (Probe Dr. Wierer).

Mehr zu den Sueviten des Rieskraters

 

Trigonale und kubische Fe2Si Polymorphe (Hapkeit) in einem acht Kilogramm schweren Fund von natürlichem Eisensilizid – eine vermutlich neue Klasse von Meteoriten.

Ausgegraben im Kraterstreufeld des Chiemgau-Impaktes: Ein 8 kg (kein Druckfehler) Eisensilizid-Brocken.
Präsentation auf der LPSC 2019:
Poster
Abstract

 

Saarland Impakt (Impakt-Krater von Nalbach und Saarlouis) – planare Brüche in Quarz als Schock-Indikator

Multiple Scharen planarer Brüche (planar fractures, PFs) in Quarz als eindeutiger Schock-Indikator in polymikten Brekzien des Saarland-Impaktes. Dünnschliff-Fotos; gekreuzte Polarisatoren. In den schwarzen Polygonen ist der Quarz zu diaplektischem Glas umgewandelt worden – ein weiterer starker Schockeffekt, der hohe Schockdrücke erfordert, in diesem Fall der partiellen Isotropisierung > 10 GPa (= 100 kbar)

Spaltbarkeit gibt es normalerweise nicht in Quarz, und in Lehrbüchern der Mineralogie (und auch bei Wikipedia!) wird die Nicht-Spaltbarkeit von Quarz betont. In sehr selten Fällen ist Spaltbarkeit nach dem Rhomboeder bei extremen Drücken der Regionalmetamorphose beobachtet worden.

Bei Meteoriteneinschlägen mit geschockten Quarzen ist dagegen Spaltbarkeit ein regelmäßig zu beobachtender Schockeffekt und ist bei Auftreten mehrerer sich kreuzender Systeme diagnostisch für Schock und Impakt. Im Bild links darf der Leser die verschiedenen Farben zählen, um auf die Mindestzahl der kristallographisch orientierten Bruchsysteme der Spaltbarkeit zu kommen.

Chiemit – Impaktgestein (Impaktit) – Der  Chiemgau-Impakt als Namenspate

REM-Aufnahme. – Entstehung in einer spontanen Schock-Inkohlung der Vegetation im Einschlaggebiet. Untersuchungen am Diamantlabor, Geologisches Institut, Russische Akademie der Wissenschaft Syktyvkar, mit optischer und Atomkraft-Mikroskopie (AFM), Röntgenfluoreszenzspektroskopie (RFA), Rasterelektronen(REM)- und Transmissionselektronen(TEM)-Mikroskopie, hochauflösender Ramanspektroskopie, Röntgenbeugung (XRD) und Differentialthermoanalyse (DTA) sowie δ13C und 14C Radiokohlenstoffisotopen-Datenanalyse.

ca. 95% Kohlenstoff; Nachweis von Diamant und Carbynen; Bildungsbedingungen für letztere 2500 – 4000°C und einige GPa Druck.

Ganz „kluge“  Leute sind immer noch der Meinung, dass es sich um Koks handelt. Man schaue sich dazu auch das an: Datei: EGU 2019 chiemite poster.pdf – Wikipedia

 
REM-Detailaufnahme des Chiemits.
Ein umfangreicher Artikel zum Chiemit ist kürzlich im Druck erschienen:
Enigmatic Glass‐Like Carbon from the Alpine Foreland, Southeast Germany: A Natural Carbonization Process.

Polymikte Impakt-Brekzie in ihrer schönsten Ausbildung

Impakt-Brekzie - polymikt - Fließgefüge - Rubielos de la Cérida

Wirbelartiges Fließgefüge und Rotfärbung der Kalkstein-Komponenten durch Erhitzen. – Rubielos de la Cérida Impakt-Becken (multipler Impakt im Azuara-Impaktereignis). Abgetrennte Scheibe.

 

Alemonite und Sonnensteine – das Wiederaufleben einer alten Hypothese zum Nördlinger Ries Impakt-Krater

In den siebziger Jahren und in den Jahren danach publizierte der renommierte bayerische Geologe Prof. Dr. Erwin Rutte eine seinerzeit aufregende Hypothese über eine viel weiter gehende Auswirkung des Nördlinger Ries-Impaktereignisses unter anderem mit der Definition und detaillierten Beschreibung eines neuen Impakt-Gesteins, das er Alemonit nannte (nach alemona,  dem lateinischen Namen für den niederbayerischen Fluss Altmühl – und nicht gemäß der irrigen und kuriosen Annahme von Geologen des bayerischen LfU nach dem Stamm der Alemannen). Nach der dann bald folgenden Ablehnung der gesamten Hypothese durch bayerische Amtsgeologen und deutsche Ries-Forscher gerät die Hypothese weitgehend in Vergessenheit. Durch neue Funde in der Tschechischen Republik (dort die „Sonnensteine“)  und neue petrographische Analysen wurde nunmehr die prinzipielle Richtigkeit der Rutteschen Forschungsergebnisse bestätigt. Auf der jüngsten renommierten Tagung der LPSC (Lunar & Planetary Science Conference) 2019 in Houston, Texas, hat es dazu einen Beitrag (Abstract und Poster) gegeben, der HIER (Abstract) und HIER (Poster) angeschaut und heruntergeladen werden kann.

Alemonit des Nördlinger Ries-Ereignisses - neue Resultate, Impakt-Schmelzgestein
Alemonit des Nördlinger Ries-Ereignisses - neue Resultate, fanglomeratisches Fließgefüge
Alemonit des Nördlinger Ries-Ereignisses - neue Resultate, Impakt-Brekzie
Alemonit des Nördlinger Ries-Ereignisses - neue Resultate Impakt-Brekzie/Schmelzgestein

(Proben und Präparation Martin Molnár)

Fotos von neu aufgesammelten Impakt-Alemoniten (nahe Kelheim) mit Schmelzgestein-,  fanglomeratähnlichem und Brekzien-Charakter. Neue petrographische Untersuchungen (Poster!) haben die früheren Analysen von Rutte mit dem Nachweis von Impakt-Schockeffekten und Impakt-Gläsern erneut verifiziert.

Hier soll im Kontrast dazu auf die ursprünglichen lächerlichen Erklärungen der bayerischen Amtsgeologen hingewiesen werden, die für die Alemonite Verwitterung in Moornähe und Schwankungen des Wasserspiegels von Süßwasserseen für ihre Entstehung verantwortlich gemacht hatten, was allerdings auch von heutigen Amtsgeologen des LfU aufrecht erhalten wird (siehe dazu HIER).

Das Impakt-Museum in Grabenstätt am Chiemsee

Ferien- und Urlaubszeit nähern sich. Wie wäre es mit einem kleinen Abstecher von der Autobahn A 8 (Abfahrt Grabenstätt – am Rathaus, Touristinformation) hinein in eine zauberhafte Landschaft zu einem Besuch im Impakt-Museum inmitten des mittlerweile allgemein bekannt gewordenen, weltweit einmaligen Meteoritenkrater-Streufeldes des Chiemgau-Impaktes?

Impakt-Museum Grabenstätt am Chiemsee Chiemgau-Impakt
Impakt-Museum Grabenstätt am Chiemsee Chiemgau-Impakt
Impakt-Museum Grabenstätt am Chiemsee Chiemgau-Impakt eins der Poster

Aus der Gemeinde Webseite:HIER anklicken

Wie sich geologische Vorstellungen ändern können: Über 150 Jahre – das Nördlinger Ries als vulkanischer Explosionskrater.

Bild aus Das Problem des Rieses (Hg. Oberrheinischer geologischer Verein), 291 S. Verlag der Stadt Nördlingen, 1926.    

Die Wandlung vom Ries-Vulkan zum Impakt-Krater nach der Entdeckung der SiO2-Hochdruckmodifikationen Coesit und Stishovit 1960 und der letztlich beweisenden voll gekernten Tiefbohrung im Inneren des Kraters 1973 erfolgte keineswegs spontan. 1985 (!), auf dem Internationalen Workshop über „Katastrophen in der geologischen Vergangenheit“ in Parys/Vredefort (Südafrika) werden in einem Beitrag von Prof. Nicolaysen Nördlinger Ries und Steinheimer Becken als vulkanische Strukturen gedeutet. In Nicolaysens Institut in Johannesburg verlangt der Mitarbeiter W.-U. Reimold als Peer-Reviewer, dass in Proceedings-Artikeln des Workshops das Ries als mögliche Impaktstruktur bezeichnet wird. 1985!

2003 (!) gibt es auf der Tagung der Geological Society of America eine Präsentation, in der dem Rieskrater ein Diatrem-Ursprung zugeschrieben wird.

Bis auf den heutigen Tag geistert die umfangreiche Webseite eines Geologen durch das Internet, die Impakte und Impakt-Gläser mehr oder weniger grundsätzlich ablehnt, darunter auch den Suevit mit seinen Gläsern als Impaktgestein. Auf einen Link wird hier verzichtet.

Impakt-Krater im Saarland
Saarlouis Impaktkrater
Ringwall Saarlouis Impakt-Struktur

Halbkrater in der Stadt Saarlouis, 2,3 km Durchmesser; typischer Ringwall-Querschnitt. Ausräumung der anderen Hälfte durch Saar und Saar-Tal.

Nalbach (Saarland) Impakt-Krater

Erosiv angeschnittener Nalbach-Krater; 200 m Durchmesser, typischer Ringwall.

Mineralogisch-petrographische Impaktmerkmale bei den Saarland-Impakten:

große Variabilität an polymikten Impakt-Brekzien, Suevite, Impakt-Schmelzgesteine und Gläser; stärkste Schock-Metamorphose (diaplektische Gläser aus Quarz und Feldspäten, komplett in diaplektisches Glas umgewandelte Quarzite, Ballen-Strukturen, getoasteter Quarz, PDFs in Quarz, multiple Scharen von PFs in partiell diaplektischen Quarzkristallen, intensivste Knickbänderung und multiple Scharen von PDFs in Glimmer), Cristobalit, Tridymit.

Links zu Publikationen: Diplomarbeit Universität Tries,  Anschauungsmaterial Saarland-Impakt, LPSC 2015, Poster LPSC 2018 , erste Altersdatierung,

Bemerkenswert: Die deutsche Impaktforschung (z.B. Naturkunde-Museum Berlin), für die ganz offensichtlich nur Ries und Steinheimer Becken als deutsche Impakt-Krater existieren, zeichnet sich – wie beim Chiemgau-Impakt und neuerdings beim Niederrhein-Impakt – durch absolutes Desinteresse aus.

 
Bodenradar-Messungen, Meteoritenkrater im Chiemgau-Impaktstreufeld
Chiemgau-Impakt - Bodenradar - Krater 004

Radargramm von einem diametralen Profil über den 004-Krater im Chiemgau-Impaktstreufeld. (Center-Frequenz 25 MHz mit modulierten 200 MHz, Daten von P. Kalenda und R. Tengler). Das Radarbild zeigt eindrucksvoll Details der Krater-Bildung in einem quartären lehmig-kiesigen Untergrund, wobei bisher der Prozess der Kraterbildung keineswegs voll verstanden wird.

Impaktursprung bewiesen durch Impakt-Schmelzgesteine in einem stark aufgeheizten Halo von ca. 20 m Durchmesser um den Krater, sowie starke Schock-Effekte (Schock-Metamorphose) wie planare Deformationsstrukturen (PDFs) in Quarz und Feldspat und aus Quarz entstandenes diaplektisches Glas. Auch die mehrere Meter tiefen Radar-Reflexionen schließen menschliches Wirken aus. Link Poster LPSC 2019 

Chiemgau-Impakt: schock-metamorphes organisches Material

Chiemgau-Impakt - schock-metamorphes organisches Material

Impakt: Schock-metamorphes organisches Material. A, B glasartiger Kohlenstoff, B frisch gebrochen, magnetisiert. C-G Diatomeen-Skelette in Probe B (REM). H Cyanobakterien in Probe B (REM). I eisenhaltige Einschlüsse in Probe B (Maßstab Stecknadelspitze). J, K Einschlüsse von I im REM, (magnetotactic algae?) Herkunft der Proben: Kraterstreufeld des Chiemgau-Impaktes. Deutung: Unmittelbare PT-Schock-Inkohlung höchster Stufe von organischem Material (z.B. Torf im Chiemsee-Bereich). Abstract zum Poster  Link

Rubielos de la Cérida Impakt-Becken (Krater-Kette) – imposantes Bruchmuster

Rubielos de la Cérida multipler Impakt - Bruchmuster

Luftbild des imposanten Bruchmusters, das beim Impakt des Rubielos de la Cérida-Impaktbeckens (Spanien) in den Jura-Kalksteinen (Dogger/Malm) der Zentralberg-Kette (central uplift) entstand. Mindestens fünf sich kreuzende Bruchscharen können identifiziert werden, die das Gestein in im Mittel nur etwa 5 m große Blöcke zerteilen. Das helle Band ist eine Ackerfläche. Bild: Google Earth.- 7.3. 2019 – Bild vergrößern.