Einführung zu dieser Webseite

Das grundlegende Ziel dieser Webseite ist es, zu einem besseren Verständnis des geologischen Prozesses bei einem meteoritischen Impakt beizutragen. Meteoritischer Impakt umfasst alle Aspekte der Bildung von Impaktstrukturen (Meteoritenkrater). Dazu gehören astronomische Betrachtungen, einschlagende kosmische Körper (Impaktoren, Meteorite, Asteroide, Kometen), die verschiedenen Stadien des Kraterbildungsprozesses, geologische und geophysikalische Gegebenheiten, Impaktgesteine (Impaktite), Schock-Metamorphose, Impakt-Experimente, Impakt-Skalierungen und nicht zuletzt der gesellschaftliche Faktor (NEOs, sogenannte Near Earth Objects, die eine Bedrohung für die Menschheit darstellen können).

Bild NASA

Seit einigen Dekaden werden die grundsätzlichen Vorgänge während des Impaktprozesses und danach weitgehend verstanden. Vor mehr als dreißig Jahren hat Eugene Merle Shoemaker, amerikanischer Geologe und Astronom, der die Erforschung des meteoritischen Impaktes auf der Erde, auf dem Mond und anderen Planeten und ihren Satelliten begründet hat, festgehalten, dass der Impaktprozess als einer der wichtigsten geologischen Prozesse in der Entwicklung unseres Planetensystems zu gelten hat. Ewa 20 Jahre später erschien dann das Lehrbuch „Impact Cratering. A Geologic Process“ (Melosh 1989).

Dennoch: Der Einfluss in der Ausbildung an Schulen und Universitäten blieb gering und ist es heute noch. Die Mehrzahl der Geologen glaubt immer noch nicht, dass der Einschlag außerirdischer Objekte irgendwelche Signifikanz für die Geologie des Planeten Erde besitzt. Bei vielen Geologen kann man teils bizarre Vorstellungen über die Bildung von Impaktstrukturen finden, und selbst die gewöhnlichsten Impaktgesteine wie polymikte Brekzien, Impaktschmelzgesteine, Impaktgläser, Suevite und Shattercones haben sie nie in Händen gehabt, ganz zu schweigen von einer Kenntnis typischer Impaktaufschlüsse und der allereinfachsten Konzepte der Impaktphysik. Da ist es kein Wunder, dass selbst heute der Widerstand regionaler Geologen heftig sein kann, wenn ein Impaktursprung für eine neu entdeckte Struktur vorgeschlagen wird.

Mit dieser Erfahrung im Kopf begannen wir in den späten neunziger Jahren mit der Einrichtung der Ernstson & Claudin Impaktstrukturen-Webseite, und wir freuen uns, dass wir hier jetzt eine völlig neu gestaltete Version vorstellen können. Wie zuvor konzentrieren wir uns auf die Geologie von Impaktstrukturen und Impaktprozesse sowie auf Impaktgesteine der verschiedensten kristallinen, sedimentären und gemischt sedimentär-kristallinen Einschlagsgebiete in der ganzen Welt. Und wie in der Vorgänger-Version der Webseite geben wir eine große Bedeutung dem graphischen Material wie Bildern von Aufschlüssen, Impaktgesteinen (Impaktiten) und mikroskopischen Aufnahmen.

Azuara-Impaktstruktur

Abgesehen von den Impaktstrukturen Ries (Nördlinger Ries), Steinheimer Becken in Deutschland und Rochechouart (Frankreich), die uns unter den europäischen Impakten besonders vertraut sind, ist der Hauptteil unserer Homepage  den großen spanischen Azuara und Rubielos de la Cérida-Impaktstrukturen gewidmet. Das hat folgende Gründe. Wir (die Autoren F.C. und K.E. und Mitarbeiter) haben mittlerweile (2011) 30 Jahre lang in dieser geologisch so aufregenden Impaktregion gearbeitet. Während dieser Zeit haben wir eine Masse von Material zusammengetragen: unzählige Aufschluss-Studien und -beschreibungen, Unmengen großer Kisten mit Impaktgesteinen sowie petrographisches Belegmaterial für die Impakte. Die Impaktregion, die mindestens 120 km Länge ausmacht, zeichnet sich aus durch exzellente Aufschlussbedingungen, die ungeheuer große Vielfalt geologischer Impakt-Szenarien  und den leichten Zugang im Gelände. Während im Gebiet von Yucatán mit der berühmten, tief im Untergrund liegenden Chicxulub-Impaktstruktur Gesteine zu enormen Kosten über kilometertiefe Bohrungen heraufgeholt werden müssen, kann man vergleichbare Proben rasch mit dem Geologenhammer im Areal von Azuara und Rubielos de la Cérida (gleichzeitig eine herrliche Landschaft) gewinnen, und eine große Menge von Impaktaufschlüssen kann man/und hat man(!) als geologisch besonders lehrreich bezeichnen/bezeichnet.

Es gibt einen weiteren Grund, die spanischen Impaktstrukturen und ihre Erforschung als lehrreich zu bezeichnen. Der Azuara/Rubielos de la Cérida-Impakt (mittlerweile als Teil des umfassenden multiplen Impaktereignisses von Azuara anzusehen) stellt den typischen Fall einer Kontroverse über den Ursprung dar. Diese erbitterten geologischen Auseinandersetzungen kennt man sehr gut von den Vredefort, Sudbury, Ries und vielen anderen Impaktstrukturen. Und alle diese Kontroversen liefen mehr oder weniger gleichlautend mit den regionalen Geologen als Hauptprotagonisten ab. Kurzum: Für sie war der Einschlag eines kosmischen Körpers unvereinbar mit der regionalen Geologie. Damit ignorierten sie, dass der Meteoriten-Impakt ein vollkommen statistischer Prozess ist und dass ein einschlagendes Objekt keine Rücksicht auf die regionale Geologie (und die regionalen Geologen) nimmt.

Für den Azuara/Rubielos de la Cérida-Impakt hat man haargenau dieselben Debatten geführt, vor allem von den Geologen, die dort zuvor geologisch gearbeitet hatten. Unglücklicherweise hat in diesem Fall ein Teil der sogenannten „impact community“ (was auch immer das sein soll) diese unwissenschaftliche Diskussion immens gefördert. Und das ist der Grund, warum wir ein spezielles und umfangreiches Kapitel dieser Azuara/Rubielos de la Cérida-Kontroverse widmen, die ein bezeichnendes Licht darauf wirft, wie Wissenschaft funktioniert – bzw. auf ihre schlimmste Art funktionieren kann.

Einbinden wollen wir hier wiederum auch den Chiemgau-Impakt in Südostbayern, der mittlerweile als gut gesichert gelten kann, obgleich die identischen Mechanismen der Ablehnung durch lokale und regionale Geologen bis hin zu einigen Geologen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) zu konstatieren sind.