Neues aus der Welt der Impaktstrukturen, Meteoritenkrater und verwandter Themen – Folge 4

Neues aus der Welt der Impaktstrukturen, Meteoritenkrater und verwandter Themen – Folge 4

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Bridging the Gap III

Ein Workshop zu: Impact Cratering in Nature, Experiments, and Modeling

Ort: Universität Freiburg, Zeit: 21. – 26. September 2015

Ankündigung und Programm

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Wo sind die Meteoritenkrater der Erde?

Prof. Dr. Stefan Hergarten und Prof. Dr. Thomas Kenkmann von der Universität Freiburg haben jüngst einen Artikel publiziert

S. Hergarten & T. Kenkmann (2015) The number of impact craters on Earth: Any room for further discoveries? Earth Planet. Sci. Lett., 425: 187-192. doi 10.1016/j.epsl.2015.06.009
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012821X15003659

in dem es um die Frage geht, wie viele noch unentdeckte Impaktkrater es auf der Erde geben müsste. 188 nachgewiesene Krater werden von den Autoren genannt. Dabei stellt sich nach wie die Frage, wer überhaupt das „wissenschaftliche Recht“ hat zu bestimmen, wann eine Impaktstruktur eine Impaktstruktur ist oder nicht. Insofern ist die Angabe der Zahl 188 ein Unding, und es gibt Zusammenstellungen, in denen  beachtlich abweichende Zahlen genannt werden. Dieses Thema wird z.B. hier ausführlicher diskutiert: Datenbanken irdischer Impaktstrukturen und Meteoritenkrater

Lassen wir hier die im Zusammenhang nicht so wichtige Zahl 188 außer Acht, so sagt die Statistik der Autoren – und nur darum geht es: Statistik, Wahrscheinlichkeitsrechnung – dass es noch 340 weitere Krater zu entdecken gilt. Das erscheint wenig und wird auch im Zusammenhang mit den Krater-übersäten Planeten und Monden erörtert. Der Hintergrund ist klar und bei der „lebendigen“ Erde mit Erosion, Sedimentation und Subduktion anzusiedeln. Als überraschendes Ergebnis nennen die Autoren, dass Krater mit mehr als 6 km Durchmesser kaum noch auf der Erde zu entdecken sein sollten. Ein Defizit soll es dagegen bei den kleineren Kratern geben: 90 fehlen statistisch im Intervall 1 – 6 km Durchmesser, aber immerhin noch statistisch 250 mit einem Durchmesser von 250 m bis 1000 m.

Anmerkung: In der letztgenannten Kategorie könnte man immerhin bereits jetzt schon den 600 m messenden Tüttensee-Krater des Chiemgau-Impaktes unterbringen.

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Asteroiden-Abwehr

Zahlen von der ESA: Mehr als 600 000 Asteroiden sind in unserem Sonnensystem bekannt, etwas mehr als 12 000 gelten als erdnahe Objekte (sogenannte NEOs, Near Earth Objects). Die NASA zählt 494 davon als Risiko-Kandidaten, und Ian Carnelli von der ESA deklariert davon wiederum 30 – 40 Asteroiden als gefährlich im Hinblick auf eine Kollision mit der Erde.

Eine generelle Bedrohung wird in letzter Zeit vermehrt ernst genommen (Tscheljabinsk!), wobei Abwehrmaßnahmen (nukleare Sprengung, Ablenkung und andere) bereits seit längerem diskutiert werden.

NASA und ESA haben nunmehr den Zwilligs-Asteroiden Didymoon für Tests  im Rahmen einer für 2020 bis 2022 geplanten Mission ausgesucht, um praktische Erfahrungen mit einer gezielten Bahnablenkung zu bekommen.

Die NASA urteilt, dass „Asteroiden gerade ein ganz heißes Thema“ sind, und hat das jährliche Budget für Asteroiden-Überwachung und Frühwarnsystem auf 40 Mill. $ aufgestockt.

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Zwei der größten irdischen Impakt-Strukturen in Australien entdeckt?

Australische Geologen haben mit geophysikalischen Messungen zwei jeweils ca. 200 km messende Strukturen im tiefen Untergrund entdeckt, die sie – auch mit Befunden aus einer Tiefbohrung – als mögliche riesige Impaktkrater deuten. Der Widerspruch ist – nicht weiter verwunderlich – groß, und Christian Koeberl aus Wien, der immer sehr rasch mit einer Ablehnung neu entdeckter Impakt-Kandidaten zur Stelle ist, bildet keine Ausnahme. Als andere Erklärungen kommen tektonische oder magmatische Aktivitäten in Betracht.

Sollte sich die Impakt-Natur von gleich zwei neuen sehr großen Strukturen bewahrheiten: Was sagt die Statistik aus Freiburg (siehe oben) dazu?

Zitat und Abstract

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Nördlinger Ries-Krater – weiterhin im Blickfeld

Beitrag auf der EGU (European Geosciences Union, Generalversammlung Wien, 12 – 17 April 2015): Fragmentierung der Impaktschmelze beim Ries-Impakt folgt einer fraktalen Verteilung.

Abstract-Artikel:

Joali Paredes Marino, Diego Perugini, Stefano Rossi, and Ulrich Kueppers: )Fractal Fragmentation triggered by meteor impact: The Ries Crater
(Germany). – Geophysical Research Abstracts, Vol. 17, EGU2015-13766, 2015
EGU General Assembly 2015. Abstract zum Anklicken

http://meetingorganizer.copernicus.org/EGU2015/EGU2015-13766.pdf