Polymikte (polygenetische, polylithologische) Brekzie
Eine polymikte Brekzie ist ein klastisches Sedimentgestein, das aus eckigen Komponenten unterschiedlicher Herkunft in einer verfestigten Matrix besteht.
Gemäß einer früheren Nomenklatur, die von der IUGS (IUGS Subcommision on the Systematics of Metamorphic Rocks, Study Group for Impactites) vorgeschlagen wurde, ist eine polymikte Impaktbrekzie (übersetzt) „eine Brekzie mit einer klastischen Matrix oder einer kristallinen Matrix (die aus der Kristallisation einer Impaktschmelze entstand), die lithische und mineralische Klasten unterschiedlicher Schockbeanspruchung enthält, die bei einem Impakt aus verschiedenen Arealen des Einschlaggebietes stammen, transportiert, vermischt und in oder um einen Impaktkrater herum abgelagert wurden oder als Gänge in das Untergrundgestein injiziert wurden.“
Es wird sofort klar, dass diese Definition einen argen Widerspruch darstellt, da auch eine kristalline Matrix einbezogen wird, eine Brekzie aber per definitionem eine klastische Matrix besitzt. Offenbar haben die für die Nomenklatur verantwortlichen Impaktforscher (unter Leitung von D. Stöffler, Berlin) das mittlerweile auch begriffen (und vielleicht unsere frühere Kritik hier auf unseren Seiten beherzigt): Inzwischen (2007) hat man eine neue vorläufige Impaktit-Klassifikation vorgeschlagen: http://www.bgs.ac.uk/SCMR/docs/papers/paper_11.pdf
In Übereinstimmung mit der allgemeinen Handhabung, genetisch verknüpfte Namen zu vermeiden, benutzen wir hier den Begriff „polymikte Brekzie“ rein beschreibend. Den Namen „polymikte Impaktbrekzie“, der a priori genetisch bezogen ist, mag man dann als Oberbegriff für lithische Brekzien und Suevit-Brekzien verwenden. Aber auch bei den Suevit-Brekzien gibt es Probleme, was wir im Zusammenhang mit den Impaktschmelzgesteinen erörtern.
Abb. 1. Polymikte Brekzie (Onaping-Fm.), Sudbury-Impaktstruktur (Kanada).
Abb. 2. Polymikte Impaktbrekzie, polierte Scheibe, Wanapitei impact structure, Canada.
Abb. 3. Eine polymikte Brekzie aus der Azuara-Impaktstruktur (Spanien); bei Herrera de los Navarros. Die rötliche Farbe vieler Kalkstein-Klasten wird durch Einwirkung erhöhter Temperaturen erklärt
Abb. 4. Eine polymikte Brekzie aus der Azuara-Impaktstruktur (Spanien); bei Fuendetodos de los Navarros. Wie bei Abb. 3 wird die rötliche Farbe vieler Kalkstein-Klasten durch Einwirkung erhöhter Temperaturen erklärt. < 16 cm >
Abb. 5. Eine polymikte matrixreiche Brekzie aus der Schicht der Auswurfmassen des Tüttensee-Kraters; Chiemgau-Impakt -Streufeld, Südost-Bayern.
Abb. 6. Eine polymikte Brekzie aus dem Rubielos de la Cérida-Impaktbecken, Spanien; bei Camañas. Wie in den Abb. 3, 4 muss die rote Farbe vieler Kalkstein-Fragmente mit erhöhten Temperaturen erklärt werden. Man beachte auch die wirbelförmig eingeregelten Klasten. Probe von P. Bockstaller.
Abb. 7. Matrix-reiche polymikte Impaktbrekzie; Paasselkä-Impaktstruktur, Finnland.
Abb. 8. Polymikte Bunte Brekzie, Auswurfmassen (Impakt-Ejekta) des Ries-Kraters. Die Bunte Brekzie des Rieses zusammen mit den Suevit-Ablagerungen gehört zu den besterhaltenen Impakt-Ejekta, die die 25 km messende Impaktstruktur in einem eindrucksvollen Schleier umgeben.
Abb. 9. Wegen des gemischt kristallin-sedimentären Einschlaggebietes beim Ries-Krater sind die Ejekta der Bunten Brekzie aus Kristallin- und Sedimentgesteinen zusammengesetzt, wobei die sedimentären Komponenten überwiegen. Die Brekzie in den Abb. 8, 9 besteht im wesentlichen aus triassischen Keuper-Sedimenten.
Abb. 10. Polymikte Impaktbrekzie aus der Rochechouart-Impaktstruktur (Frankreich).
Abb. 11. Polymikte Impaktbrekzie aus der Glover Bluff-Impaktstruktur (Wisconsin, USA). Durchmesser 8 km, Alter Kambrium oder jünger.
Brekzien-in Brekzien; Brekziengenerationen
In dem äußerst komplexen Impakt-Prozess können Brekzien bereits in einer früheren Phase entstandene Brekzien in sich aufnehmen, was zu Brekzien-in-Brekzien und sogar zu mehrfachen Brekziengenerationen führen kann. Von anderen geologischen Prozessen ist so etwas im allgemeinen unbekannt.
Abb. 12. Brekzie-in-Brekzie: Eine polymikte Brekzie mit Fließgefüge und Komponenten, die ihrerseits brekziiert sind (monomikte Brekzie). Die ausgesprochene Kohärenz der monomikten Brekzienkomponenten beweist einen hohen Umschließungsdruck während des Fließens und der Ablagerung der polymikten Brekzie. Randbereich des Rubielos de la Cérida-Impaktbeckens bei Olalla.
Abb. 13. Polymikte Brekzie; Rubielos de la Cérida-Impaktbecken. Man beachte die etwas größere Komponente rechts von der Münze, die selbst eine polymikte Brekzie ist (Brekzie-in-Brekzie).
Abb. 14. Polierte Scheibe einer polymikten Kalkstein-Brekzie; Azuara-Impaktstruktur. Die Brekzie erzählt uns eine komplex Bildungsgeschichte. Wenigstens vier Brekzien-Generationen können beobachtet werden (siehe Nahaufnahmen in Abb. 10, 11).
Abb. 15. Nahaufnahme der Brekzie von Abb. 14. Monomikte und polymikte Brekzien-Komponenten tragen zur Zusammensetzung einer Multi-Generationen-Kalksteinbrekzie bei.
Abb. 16. Detail von Abb. 14: Brekzien-Generationen.