Azuara-Impaktstruktur: Das Rätsel der Überschiebung von Daroca – gelöst? Ein Analogon zum Ries-Krater

von Ferran Claudin & Kord Ernstson (2012)

Zusammenfassung

Eine deckenartige Überschiebung von Kambrium über Tertiär, die Daroca-Überschiebung, in Nordost-Spanien hat seit jeher Geologen Kopfzerbrechen bereitet. Da eine Wurzelzone fehlt und kein Relief vorhanden ist, passte die Überschiebung in kein vernünftiges geologisches Schema. In der jüngeren Literatur zur regionalen Geologie wird die Überschiebung trotzdem in die alpine regionale Tektonik einbezogen. Eine offenbar zum ersten Mal durchgeführte gründliche Untersuchung der beteiligten kambrischen und tertiären Einheiten, ihrer Fazies und strukturellen Stellung führt zu einem Modell, das die Daroca-Überschiebung in einer Beziehung zur nahegelegenen, grob 40 km messenden Azuara-Impaktstruktur sieht. Die Überschiebung ist Teil des Exkavations-Stadiums des Kraterbildungsprozesses, der sowohl die kambrische Platte als auch den tertiären Diamiktit darunter betroffen hat. Das Model findet eine starke Stütze in einem Vergleich mit der Ries-Impaktstruktur, wo solche deckenähnlichen Bewegungen und verwandte Befunde auftreten. Die Daroca-Überschiebung liefert ein weiteres Beispiel für die Arbeit der regionalen Geologen, die behaupten, dass das gewaltige Azuara-Impaktereignis mit der Bildung der Azuara-Impaktstruktur und des angrenzenden 70 km langen Rubielos de la Cérida-Impaktbeckens niemals gegeben hat. Deshalb sind all ihre regionalgeologischen Modelle, die weiterhin entwickelt werden und die den Impakt und seinen radikalen Einfluss auf die regionale tertiäre Geologe ignorieren, ohne wissenschaftlichen Wert.

1 Einführung

Ansicht des Städtchens Daroca in der Provinz Zaragoza, Spanien

Abb. 1. Daroca, Provinz Zaragoza, Spanien.

Das hübsche Städtchen Daroca in der spanischen Provinz Zaragoza (Abb. 1) birgt ein ungewöhnliches geologisches Szenario – seit jeher ein Rätsel für Geologen. Über der Stadt thronend zeigt die geologische Stratigraphie mit einem scharfen Schnitt kambrischen Dolomit (den Ribota-Dolomit) über jungen tertiären Sedimenten (Abb. 2). Ältere Schichten über jüngeren ist nichts Besonderes in der Geologie, wobei Schicht-Überkippung und Überschiebung beteiligte Prozesse sind.Deckenüberschiebung von Kambrium über Tertiär bei Daroca

Abb. 2. Die Daroca-Überschiebung: messerscharfer Kontakt des Kambrium über Tertiär.

Aber Daroca ist anders. Die kambrische Platte hat kilometerweite Ausdehnung und ist in größere Blöcke auseinander gebrochen, wobei eine tertiäre 180°-Überkippung vernünftigerweise ausgeschlossen werden kann. Frühere Geologen, mit dieser Situation konfrontiert, dachten in schierer Verzweiflung an eine präexistente kambrische autochthone Platte und eine enorme tertiäre Unterspülung. Heute erwägt man nicht mehr diese Möglichkeit, und eine simple tektonische Überschiebung wird angenommen. Aber der Fall ist alles andere als  simpel. Es gibt keine Wurzelzone und kein Relief, von wo aus die gigantische Platte hätte starten können, um das Tertiär um Daroca herum zu überfahren. Dennoch, die Überschiebungskinematik wird weiterhin von Geologen gepflegt (z.B. Capote et al. 2002), und Zehner von Kilometern lange Verwerfungen werden im Rahmen syntektonischer Modelle konstruiert (Casas et al. 2000; Abb. 3)

geologische Karte Daroca-Überschiebung

Abb. 3. Die Daroca-Überschiebung – integriert in die Überschiebungs-Faltungs-Kinematik des Beckens von Montalbán (nach Casas et al. 2000). Gelb gestrichelt: etwa der Umriss der Azuara-Impaktstruktur. Kartenausschnitt verändert aus ITGE (1991).

Im Unterschied zu früheren Bearbeitern der Geologie von Daroca haben wir uns die Fazies und die strukturelle Stellung der beteiligten kambrischen und tertiären Einheiten etwas näher angeschaut, und wir präsentieren hier ein Modell, das die Geologie von Daroca in einen Zusammenhang mit der unfern gelegenen Azuara-Impaktstruktur (Ernstson et al. 1985, 1987, 2001, 2002, 2003; Ernstson & Fiebag 1992; Ernstson & Claudin 1990; Claudin & Ernstson 2003; Ernstson 1991, 1994) bringt und das in der Lage ist, viele Befunde zu erklären, die bisher von Geologen nicht beachtet wurden.

 

2 Beobachtungen

Wir beginnen im kleinen Maßstab der Daroca-Aufschlüsse, ehe wir den größeren geologischen Kontext erörtern. Vereinfacht zeigt sich die Zone von Daroca als der kambrische Dolostein-Block, der die jüngeren tertiären Sedimente überfahren hat. Geht man mehr ins Detail, so sind die strukturellen Gegebenheiten weitaus komplexer, die weitere stratigraphische Einheiten einbeziehen. Wir werden sie hier nur peripher betrachten, da sie nicht übermäßig stark zu unserer Modellvorstellung beitragen.

2.1 Das Tertiär

In den amtlichen geologischen Karten von Spanien (ITGE 1991, Hernández et al. 1983) wird das Tertiär von Daroca als „Konglomerate“ und „Konglomerate, rote Schluffe und Tone“ gekennzeichnet. Für den Komplex unter der kambrischen Daroca-Platte ist das ganz offensichtlich nicht korrekt. Die Fazies ist als eine Mischung aus schlecht sortierten bis unsortierten gerundeten und eckigen Komponenten anzusprechen, die Korngrößen bewegen sich zwischen Sand und größeren Blöcken, und deshalb erscheint die Bezeichnung als ein „Diamiktit“ viel eher angebracht (Abb. 4, 5, 6).

Aufschluss im Tertiär unter der kambrischen Daroca-Platte

Abb. 4. Das Tertiär unter der Daroca-Überschiebung. Man beachte die linsenartigen Absonderungskörper.

diamiktitisches Gefüge im Tertiär von Daroca

Abb. 5. Typisches diamiktitisches Gefüge des Tertiär unter der Daroca-Überschiebung.

Nahaufnahme vom Diamiktit des Tertiär von Daroca

Abb. 6. Das diamiktitische Gefüge des Tertiär in Nahaufnahme.

geschichtetes Tertiär unter der Daroca-Überschiebung

Abb. 7. Geschichtetes Tertiär unter der Daroca-Überschiebung.

Schichtung von nicht vorhanden (Abb. 5) über kaum entwickelt bis hin zu gut ausgebildet (Abb. 7) ist zu beobachten. Häufig bilden Sedimenteinheiten linsenartige Körper, die ineinander überzugehen scheinen (Abb. 4). Eine große Anzahl von Klasten sind stark zerbrochen, wobei die Kohärenz aber weitgehend erhalten geblieben ist (Abb. 8, 9).

unter Druck fragmentierte Komponente im Tertiär von Daroca

Abb. 8. Zerbrochene, dennoch kohärente Komponente im tertiären Diamiktit. Der fragmentarische, scharfkantige Stein beweist Zerbrechung, Transport und Einbettung unter hohem Umschließungsdruck. 

Ribota-Dolomitblock im Tertiär von Daroca

Abb. 9. Ein fragmentarischer Dolomitblock mit erhaltener Schichtung im tertiären Diamiktit – ganz offensichtlich kein Konglomerat.

Haufen von Ribota-Dolomitblöcken im Tertiär von Daroca

Abb. 10. Haufen kambrischer Dolomitblöcke, eingeschaltet in das geschichtete Tertiär.

Auf einen komplexen Prozess der Ablagerung der kambrischen und tertiären Einheiten lassen die Ansammlungen größerer zerbrochener Dolomitblöcke im geschichteten Tertiär schließen, was den Eindruck einer Megabrekzie vermittelt (Abb. 10).

2.2 Das Kambrium

Abgesehen vom Ribota-Dolomit, der in der Daroca-Überschiebung oberhalb der Stadt aufgeschlossen ist (Abb. 2, 10), umfassen die Gesteine des Unterkambriums um Daroca herum überwiegend quarzitische Sandsteine und Tonschiefer. Mehr oder weniger alle von ihnen sind enorm zertrümmert, heftigst deformiert und häufig ineinander verzahnt (Abb. 11-15). Gang-ähnliche Injektionen und fleckenhafte Einschlüsse treten auf. Große Volumina der Ribota-Dolomitplatte sind in eine monomikte Bewegungsbrekzie (Reiff 1978) umgewandelt worden, und Mörtelgefüge und Vergriesungsbrekziierung haben die meisten Schichten erfasst.

Verzahnung von Daroca-Danstein und Valdemiedes-Tonschiefer

Abb. 11. Heftigst deformierte und ineinander verzahnte unterkambrische Schichten; südöstlich der Stadt.

Brekziierung und Vermischung von Sandstein und Tonschiefer

Abb. 12. Ineinandergeknetete intensivst deformierte unterkambrische Einheiten (wahrscheinlich Daroca-Sandstein und Valdemiedes-Fm.) zeigen Mörtelgefüge und Vergriesungsbrekziierung. Aus dem Bereich der Daroca-Überschiebung südöstlich der Stadt.

Injektion von Daroca-Sandstein in Valdemiedes-Tonschiefer

Abb. 13. Injektion von vergriesungsbrekziiertem quarzitischem Sandstein (Daroca-Sandstein?) in nahezu pulverisierte Tonschiefer (Valdemiedes Fm.?). Aus dem Bereich der Daroca-Überschiebung südöstlich der Stadt.

monomikte Bewegungsbrekzie im Ribota-Dolomit der Daroca-Überschiebung

Abb. 14. Monomikte Bewegungsbrekzie mit Mörtelgefüge und Vergriesungsbrekziierung. Ribota-Dolomit von der Daroca-Überschiebung oberhalb der Stadt. Es wird betont, dass wir es hier nicht mit einer einfachen Verwerfungsbrekzie zu tun haben; die Brekziierung hat große Volumina des Ribota-Dolomit erfasst.

Obwohl sich die Gesteinszertrümmerungen um Daroca als außergewöhnlich zeigen, sind auch die kambrischen Gesteine, die entlang der Daroca-Überschiebung nach Süden aufgereiht anstehen, vielfach heftigst deformiert, und wir zeigen hier nur ein Beispiel von einem Aufschluss etwa 12 km nördlich von Burbáguena südöstlich von Daroca (Abb. 15).

stark deformiertes Kambrium bei Burbáguena

Abb. 15. Extrem deformiertes Kambrium an der Daroca-Überschiebung bei Burbáguena.

 

2.3 Der Kontakt

Generell könnte man die Daroca-Überschiebung alternativ auch als eine überkippte Diskordanz Tertiär über Kambrium ansehen (Abb. 16). Das ist natürlich nicht der Fall, und deshalb muss die Relativbewegung zwischen der besonders kompetenten Dolomit-Platte und dem stark inkompetenten tertiären Diamiktit äußerst energiereich und schnell abgelaufen sein, um die Ausbildung des sehr scharfen Kontaktes ohne merkliche Aufschürfung des weichen Tertiär zu ermöglichen.

scheinbare überkippte Diskordanz statt Überschiebung

Abb. 16. „Überkippte Diskordanz“ von Kambrium and Tertiär an der Daroca-Überschiebung.

Bei näherer Inspektion (Abb. 17, 18) betrifft die „Diskordanz“ aber nicht das Kambrium über dem Tertär. Der scharfe Schnitt trennt stark brekziierten einfallenden Ribota-Dolomit mit erhaltener Bankung von einer breiteren Zone aus fein zermahlenem, teilweise pulverisiertem Dolostein, der diskontinuierlich in den tertiären Diamiktit übergeht. Das vermittelt einen Überschiebungsmechanismus, der alles andere als einfach erscheint.

Kontaktzone mit Ribota-Dolomit

Abb. 17. Die Kontaktzone zwischen gebanktem Ribota-Dolomit und dem vergriesungsbrekziierten Dolostein.

Kontaktzone mit Ribota-Dolomit und Ganginjektionen

Abb. 18. Die Kontaktzone wie in Abb. 17, hier mit abzweigenden Injektionen von Gängchen roten Tons in den hangenden Dolomit.

Der Kontakt an der Basis des kohärenteren Ribota-Dolomits zeigt sich als ein Band aus rotem Ton, der mit Dolomit-Partikeln gespickt ist (Abb. 17, 18). Von diesem Band zweigen kleine Gänge des roten Tons ab, die offensichtlich in den heftigst zerbrochenen Dolostein injiziert wurden (Abb. 18, 19), was gegen einen schrittweisen tektonischen Schub spricht.

injizierte Gängchen aus Ton in den Ribota-Dolomit

Abb. 19. Der hangende brekziierte Dolomit mit unregelmäßig injizierten roten Gängchen. 

 

2.4 Alter der Überschiebung

Folgt man den amtlichen geologischen Karten (ITGE 1991, Hernández et al. 1983), so hat das Tertiär bei Daroca, das Teil des Beckens von Calatayud ist (ITGE 1991, Capote et al. 2002) und das von der kambrischen Platte überfahren wurde, ein miozänes Alter. Somit muss die Überschiebung gemäß den regionalen Geologen Miozän oder jünger sein. Wie wir weiter oben aber bereits ausgeführt haben, ist die Charakterisierung des Tertiärs unter der Daroca-Platte als ein miozänes Konglomerat falsch. Da es keine paläontologische Datierung gibt und die spezielle diamiktitische Fazies keinerlei lithostratigraphische Parallelisierung erlaubt, bleibt das Alter der Überschiebung zwangsläufig offen und kann sogar ins Oligozän, Eozän oder Paläozän gestellt werden.

 

3 Das Impakt-Modell für die Daroca-Überschiebung

3.1 Der geologische Rahmen

Zu Beginn haben wir auf das Problem der Überschiebung hingewiesen, weil anscheinend weder Wurzelzone noch Relief existieren, von wo aus die kambrische Platte hätte starten können, um das Tertiär zu überfahren. Nun, im Rahmen unseres Modells präsentieren wir in der Tat eine Wurzelzone, und das fehlende Relief für den Schub wird durch eine Kraft ersetzt, die tatsächlich in der Geologie nicht besonders üblich ist. Als Wurzelzone schlagen wir den Randbereich der Azuara-Impaktstruktur östlich von Daroca vor, und die Kraft, die notwendig war, die Daroca-Platte zu transportieren, sehen wir in der gigantischen Massenbewegung, die durch den Impakt mit der voranschreitenden Schockfront initiiert wurde.

Die grundlegende Idee und die geologische Situation vermittelt Abb. 20. Im Ausschnitt der geologischen Karte (aus der Karte 1 : 200 000, ITGE 1991) haben wir das Zentrum der Azuara-Struktur (Literatur dazu in der Einführung) mit grob 40 km Durchmesser markiert, ebenso die kambrischen Einheiten 5 und 6, die insbesondere für unser Modell wichtig sind. Für die kambrische Almunia-Formation (8) haben wir wahrscheinlich disloziierte Schollen gesondert markiert. Dann ist eine sog. „komprimierte Einheit“(9) gekennzeichnet, die aus den kambrischen Einheiten 5, 6 und 8 besteht, ferner die Erstreckung der Impakt-Ejekta der Azuara-Struktur, der Pelarda-Formation (Ernstson und Claudin 1990, Ernstson et al. 2002).

geologische Karte zum Model der Daroca-Überschiebung

Abb. 20. Ausschnitt der geologischen Karte (aus ITGE 1991); sie zeigt den größten Teil der Azuara-Impaktstruktur und – besonders gekennzeichnet – die geologischen Einheiten, die im Modell für die Daroca-Überschiebung eine wesentliche Rolle spielen. Die Einheit 7 besteht aus nicht unterschiedenen Einheiten 5 und 6. – Anklicken vergrößert die Karte.

Wir beginnen mit den breit ausstreichenden kambrischen Einheiten 5 und 6 am oberen linken Rand der Karte in Abb. 20 und beobachten eine plötzliche Zäsur in der iberischen NW – SE-Richtung. In der dann folgenden rund 40 km langen Lücke scheinen nur drei sehr kleine Restvorkommen erhalten. Bemerkenswerter Weise sehen wir mehr oder weniger exakt in Höhe des genannten Schnitts in der östlichen Iberischen Kette ein plötzliches Einsetzen derselben Einheiten 5 und 6 in der westlichen Iberischen Kette etwa 10 km nordwestlich von Daroca. Diese Einheiten, von zwei Blöcken der Almunia-Formation (8) unterbrochen, können über grob 30 km verfolgt werden, und wiederum gibt es einen plötzlichen Bruch zugunsten eines Einsetzens der Einheiten 5 und 6 nach Norden und Nordosten.

Die angesprochene Lücke in der östlichen Iberischen Kette ist nicht völlig frei von den Einheiten 5 und 6. Gemäß der geologischen Karte (ITGE 1991) gibt es eine Einheit 9 mit der Benennung „komprimierte Einheit von 5, 6, 8“ (siehe Abb. 20). Diese Einheit 9 wird nicht weiter in den Erläuterungen zur Karte erwähnt, aber sie kann nur so interpretiert werden, dass es sich dabei um eine drastische strukturelle Überprägung und Durchmischung handelt mit dem Ergebnis, dass die einzelnen Einheiten nicht mehr differenziert angesprochen werden können. Typische Beispiele für diese komprimierte Zone sind z.B. wunderbar in der Umgebung von Cucalón aufgeschlossen (Abb. 21 – 24).

Aufschluss in der komprimierte Zone im Kambrium bei Cucalón

Abb. 21. Foto aufgenommen in der „komprimierten Einheit (9)“ bei Cucalón. 

Aufschluss in der komprimierte Zone im Kambrium bei Cucalón 2

Abb. 22. Die „komprimierte Einheit (9)“ im Straßenaufschluss bei Cucalón macht ihrem Namen alle Ehre.

disloziierter brekziierter Block bei Cucalón

Abb. 23. Disloziierter und vollständig vergriesungsbrekziierter Megablock in der „komprimierten Einheit (9)“ bei Cucalón.

Nahaufnahme der monomikten Bewegungsbrekzie von Cucalón

Abb. 24. Nahaufnahme des Aufschlusses in Abb. 23.

 

3.2  Der kambrische Block von Olalla

Der Blick auf die Abb. 20 zeigt, dass der Olalla-Block (Abb. 25) ziemlich isoliert zwischen der westlichen und der östlichen Iberischen Kette liegt. Eine sehr gründliche und exzellente Kartierung des Blocks wurde bereits in den siebziger Jahren von Monninger (1973) abgeliefert, die wir hier nicht im Detail erörtern wollen. Wir wollen aber die Besonderheiten ansprechen, die bereits bei Monninger (1973) beschrieben werden. Wir verweisen auf die mesozoischen Einheiten von Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper, die an das Kambrium angelagert sind. Der Buntsandstein ist überkippt (Monninger 1973), und wir stellten fest, dass Muschelkalk und Keuper zusammen zumindest teilweise überkippt auftreten. [In der amtlichen geologischen Karte (ITGE 1991) hat das zu der fälschlichen Bezeichnung des Muschelkalk über dem Keuper als Rhäto-Lias (Cortés de Tajuña Fm.) geführt. Dieser Fehler erklärt sich daraus, das vielfach die wohlbekannte Kollapsbrekzie der Cortés de Tajuña Fm. mit der enormen Megabrekziierung, die der Muschelkalk im Zuge des Impaktes erfahren hat, verwechselt wird. In der Randzone des Rubielos de la Cérida-Impaktbeckens sind riesige Flächen stark brekziierter Muschelkalk-Kalksteine und -dolosteine gleichermaßen falsch als Rhäto-Lias kartiert worden, was zu der merkwürdigen Konstellation einer großen „Insel“ aus Buntsandstein inmitten ausgedehnter Rhäto-Lias-Flächen zwischen Corbalán und El Pobo geführt hat (IGME 1985).]

geologische Karte zum Modell der Verfrachtung des Olalla-Blocks

Abb. 25. Der Olalla-Block als von der Randzone der Azuara-Impaktstruktur disloziierter Megablock. Der Buntsandstein im Olalla-Block fehlt in der amtlichen geologischen Karte, ist aber von Monninger (1973) kartiert worden. Der Muschelkalk im Olalla-Block ist in der amtlichen geologischen Karte fälschlich als Rhäto-Lias kartiert. Die Einheit 76, die an den Olalla-Block anschließt und mehr oder weniger die Impakt-Auswurfmassen der Azuara-Struktur (Pelarda-Fm.) repräsentiert, ist fälschlich als Quartär kartiert (siehe auch Abb. 20). – Kartenausschnitt von ITGE (1991).

 

Abgesehen von der Überkippung des Mesozoikum findet vor allem die Überschiebung des Kambrium über die Muschelkalk-Keuper-Einheit, die in einer imposanten polierten Schlifffläche aufgeschlossen ist (Abb. 26), Beachtung. Nicht nur hier sondern auch innerhalb riesiger Volumina des Olalla-Blocks, sowohl im Muschelkalk (Abb. 27-29) als auch in den kambrischen Formationen (Abb. 30, 31), sind die Gesteine drastisch deformiert und zertrümmert. Monninger (1973) schreibt von (unverfestigter) Mylonitisierung zu Gesteinsgrus und Gesteinsmehl, die nahezu alle stratigraphischen Einheiten erfasst und zu typischer Badlands-Landschaft geführt hat (Abb. 32). Interessanterweise und wohl vorausschauend stellt Monninger in seiner Arbeit, die zu einer Zeit geschrieben wurde, als Impaktgeologie nicht einmal rudimentär ein Thema war, einen wichtigen Sachverhalt fest: Die außergewöhnlichen Zerstörungen machen vertiefte Studien notwendig, um die eigenartigen Konstellationen zu verstehen, die offensichtlich eine „normale“ Tektonik ausschließen und ein Hin und Her von Bewegungen in geringer Tiefe verlangen. In diesem Kontext empfehlen wir regionalen Geologen, die Arbeit von Monninger (1973) gründlich zu studieren, wenn sie ihre „großzügigen“ Modelle der tertiären regionalen Geologe entwickeln (siehe auch weiter unten).

Schlifffläche Kambrium Valdemiedes-Fm. über Muschelkalk

Abb. 26. Überschiebung von Kambrium über heftigst zertrümmerten Muschelkalk im Olalla-Block. Möglicherweise ist aber auch der gesamte Komplex aus Mesozoikum (Keuper und Muschelkalk) und Kambrium überkippt.

ausgedehnte Muschelkalk-Brekziierung im Olalla-Block

Abb. 27. Ausgedehnter megabrekziierter Kalkstein/Dolostein des Muschelkalk im Olalla-Block.

Mörtelgefüge im Muschelkalk des Olalla-Blocks

Abb. 28. Mörtelgefüge in der Muschelkalk-Megabrekzie, die in Abb. 27. zu sehen ist.

Vergriesungs-Brekziierung im Muschelkalk des Olalla-Blocks

Abb. 29. Vergriesungsbrekziierung in der Muschelkalk-Megabrekzie von Abb. 27.

Steinbruch/Kiesgrube im Daroca-Sandstein Olalla-Block

Abb. 30. Steinbruch (eher Kiesgrube) im quarzitischen Daroca-Sandstein im kambrischen Olalla-Block ca. 3 km sse‘ von Laguerruela. Das Gestein ist durch und durch vergriesungsbrekziiert in einem Maße, dass es von der Wand als reiner Schutt gewonnen werden kann.

pulverisierter Daroca-Sandstein Steinbruch Laguerruela-Collados

Abb. 31. Der quarzitische Sandstein von Abb. 30, zu voluminösem Gesteinsmehl pulverisiert.

Badlands-Morphologie im Gesteinsgrus des Olalla-Blocks

Abb. 32. Typische Badlands haben sich im Gesteinsgrus des Olalla-Blocks entwickelt. Foto aus Monninger (1973).

Wir nehmen alle Beobachtungen im Olalla-Block zusammen, die enormen Zertrümmerungen und die enge Verbindung des Buntsandstein/Muschelkalk/Keuper-Komplexes mit dem Kambrium, und postulieren, dass der isolierte Block nicht autochthon ist, sondern sich von der stratigraphisch ähnlichen Lagerung grob 10 km weiter nordwestlich abgelöst hat, wie es in Abb. 25 skizziert ist.

 

3.3 Der Azuara-Impakt, die Daroca-Überschiebung und die Verfrachtung des Olalla-Blocks 

Die vorangegangenen Abschnitte haben deutlich gemacht, dass die Daroca-Überschiebung wahrscheinlich einen Begleiter in Form des Olalla-Blocks hat. Das vermittelt insbesondere die geologische Karte in Abb. 20, wo wir unser Modell ansiedeln wollen. Danach behaupten wir, dass die kambrischen Einheiten 5 und 6 ursprünglich eine Prä-Impakt-Position mehr oder weniger kontinuierlich aufgereiht entlang der östlichen Iberischen Kette einnahmen. Dann, im Eozän oder Oligozän, geschah das gigantische Azuara-Impaktereignis, bei dem sich neben Rubielos de la Cérida im nördlichen Teil die etwa 40 km große Azuara-Impaktstruktur mit ihrem Rand im Bereich der anstehenden kambrischen Kette bildete. Von dort aus wurden die kambrischen Einheiten im Zuge der Phase von Impakt-Exkavation und Auswurf beschleunigt, um am Ende an ihrer heutigen Position am Ostrand der westlichen Iberischen Kette zu landen. Die Bewegung erfolgte nicht in einem einzigen Strang, sondern reagierte auf das lokal sehr stark variierende Impakt-Spannungsfeld sowie auf die morphologischen und lithologischen Gegebenheiten. Vermutlich war das der Grund für das Aufbrechen der disloziierten kambrischen Kette in einzelne Blöcke, wobei der Olalla-Block aus der Kambrium-Mesozoikum-Lagerung herausgelöst wurde, wie es Abb. 25 vermittelt.

Das Model wird erheblich gestützt durch die bemerkenswerte Lagerung der „komprimierten Einheit (9)“ exakt in dem Sektor (und nur dort!), der mit der Daroca-Überschiebung und dem betroffenen Abschnitt des Randes der Azuara-Struktur korrespondiert (Abb. 20). Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob diese „komprimierte Einheit“ ebenfalls als Ejekta vom Kraterrand her bewegt wurde oder ob sie autochthon oder parautochthon ist. Dieser Frage gehen wir auch noch im nächsten Kapitel nach.

Im Hinblick auf das Impaktereignis zeichnet sich die besondere Lage des genannten Sektors auch dadurch aus, dass verbreitet wunderbare Aufschlüsse der impaktitischen Suevit-Brekzie (Ernstson & Fiebag 1992, Ernstson et al. 2002) in der Umgebung von Cucalón auftreten (Abb. 25, 33, 34). Weitere Suevit-Vorkommen gibt es im Gebiet des Olalla-Blocks, wo zusätzlich der Impakt allgegenwärtig in Form der ausgedehnten Ablagerungen der Impakt-Ejekta (Pelarda-Formation) ist (Abb. 20, 25).

Aufschluss im Suevit bei Cucalón mit Plattenklüftung

Abb. 33. Massiv anstehende basale Suevit-Brekzie bei Cucalón. Man beachte die steil einfallende Plattenklüftung, die möglicherweise von der Abkühlung des Suevitkörpers herrührt.

gesägte und polierte Scheibe vom Suevit bei Cucalón

Abb. 34. Gesägte und polierte Scheibe des Suevits von Cucalón.

Aus den kambrischen Siltsteinen des Olalla-Blocks gibt es einigermaßen gut ausgebildete Shattercones (Abb. 35). Das ist ein weiterer Hinweis, dass der Block allochthon ist und von der  Impakt-Randzone versetzt wurde. Shattercones sind in der Azuara-Struktur selten, weil ihre Bildung solche Drücke voraussetzt, die vor allem im Zentrum eines Impaktkraters gegeben sind und mehr oder weniger auf die Kraterfläche selbst beschränkt sind. Das Innere der Azuara-Struktur ist mit post-impakt jungen Sedimenten gefüllt, und so konnten Shattercones nur im Randbereich gefunden werden (Ernstson et al. 2002). Da der Impakt-Schockdruck mit der Entfernung rasch abnimmt, erscheint deshalb eine Shattercone-Bildung rund 10 km entfernt vom Kraterrand in einem autochthonen Olalla-Block ziemlich unwahrscheinlich. Aber Shattercones entstehen im allerersten Moment des Kraterbildungsprozesses im sog. Kontakt- und Kompressionsstadium, und erst dann folgen die Massenbewegungen im Exkavations- und Auswurf-Stadium. Demgemäß erscheint eine in situ Bildung der Shattercones von Olalla am Kraterrand mit einer anschließenden Verfrachtung des ganzen Blocks als eine vernünftige Konstellation.

Shattercones als Schock-Indikator in Siltsteinen des Olalla-Blocks

Abb. 35. Shattercones als Schockindikator in kambrischen Siltsteinen des Olalla-Blocks. Foto rechts: P. Bockstaller.

 

Im Olalla-Block hat man auch die kambrische Almunia-Formation (Einheit 8) kartiert (ITGE 1991), und in Abb. 25 wurde sie von uns als zu den Einheiten 5 und 6 gehörig behandelt, also als allochthon angesehen. In der geologischen Karte von Abb. 20 haben wir die Einheit 8 dagegen getrennt angesprochen. Der Grund dafür ist einfach, weil die Almunia-Formation in großer Verbreitung westlich des Jiloca-Flusses kartiert worden ist. D.h. dort ist die Almunia-Fm. zweifelsohne autochthon und sehr wahrscheinlich nicht merklich vom Impakt betroffen worden. Die Blöcke der Almunia-Fm. östlich des Jiloca, eingeschaltet in die postulierten disloziierten kambrischen Einheiten 5 und 6 der Daroca-Überschiebung, müssen differenziert betrachtet werden. Sie mögen ebenfalls vom Kambrium der östlichen Iberischen Ketten verfrachtet worden sein, vielleicht aber auch nicht und somit zur autochthonen Stratigraphie gehören. Die entsprechenden Lagerungsbedingungen werden wir noch im nächsten Kapitel erörtern.

 

4 Der Vergleich: die Ries-Impaktstruktur

Der Ries-Krater (das Nördlinger Ries) in Deutschland (Pohl et al. 1977) ist einer der am besten untersuchten Impaktstrukturen weltweit. Er hat einen Durchmesser von ungefähr 25 km und besitzt ein miozänes Alter. Für Impaktforscher ist die Struktur wegen der hervorragend erhaltenen Auswurfmassen bedeutsam. Sie umfassen bunt zertrümmertes Material, disloziierte Megablöcke („Fremdschollen“) und bilden zusammen mit der kleinerstückigen sogenannten Bunten Brekzie eine ausgedehnte echte Megabrekzie (Abb. 36). Der gut bekannte Ries-Suevit (das Ries in Schwaben [lat. Suebia] ist die Typlokalität für dieses Impaktgestein, das auch für die spanischen Impaktstrukturen sehr typisch ist [1]) existiert als mächtige Lage innerhalb der Kraters, tritt aber auch verbreitet innerhalb der Auswurfmassen auf.

geologische Übersichtskarte der Ries-Impaktstruktur

Abb. 36. Geologische Übersichtskarte der Ries-Impaktstruktur.

Für das Verständnis der geologischen Verhältnisse in der Zone der Daroca-Überschiebung ist ein Vergleich mit dem Rieskrater und seinen Ejekta-Vorkommen erhellend und grundsätzlich lehrreich, und es ist eine Menge im Gebiet des Ries-Kraters zu beobachten, was Lehrbuchwissen zum Impakt geworden ist. Hier wollen wir uns vor allem den disloziierten und ausgeworfenen Megablöcken, ihrer Fazies und ihrer strukturellen Position widmen, wobei es viel Gemeinsames mit der Situation in der Region von Daroca – Cucalón – Olalla gibt.

Die gewaltigen disloziierten Megablöcke („Fremdschollen“) in der Umgebung des Rieskraters waren eines der größten Rätsel, mit denen die Geologen ursprünglich konfrontiert waren zu einer Zeit, als das Ries allgemein als eine vulkanische Explosionsstruktur angesehen wurde. Wie konnte es möglich sein, dass eine vulkanische Explosion kilometergroße kohärente Schollen über Entfernungen von mehr als 10 km geschleudert hatte? Die Antwort darauf kam in den sechziger Jahren, als das Ries als eine große Impaktstruktur identifiziert wurde, die mit einer ungeheuren Energiefreisetzung verknüpft war.

Mit Blick auf die spanischen Impakte und die zu erörternden geologischen Verhältnisse wollen wir zwei Aufschlüsse in der Megablock-Zone des Ries-Kraters betrachten (Abb. 36). Bei Oppertshofen, etwa 7 km vom Riesrand entfernt, hat man einen Malmkalk-Megablock kartiert, der bei einer Größe von 1 km vollständig überkippt lagert. Wir müssen die Beziehung zum Olalla-Block nicht besonders betonen und verweisen auf die Tatsache, dass dieser kohärente, 1 km große Megablock von Oppertshofen mit voll erhaltener Bankung einschließlich der Karststrukturen überkippt und über eine Strecke von mindestens 7 km Länge im Zuge des Impaktereignisses transportiert worden sein musste.

Das zweite Beispiel liefert der Malmkalk-Megablock von Iggenhausen (Abb. 37-39). Hier beträgt die Verfrachtungsdistanz zum Rieskrater mindestens 15 km, was die Größenordnung der postulierten Verfrachtung der kambrischen Blöcke der Daroca-Überschiebung ist. Und es gibt weitere Übereinstimmung, wenn man die radikale und voluminöse Zerstörung mit Vergriesungsbrekziierung zu Gesteingrus und teilweise Gesteinsmehl betrachtet, was die Abb. 11-14, 27, 30-32 für die Daroca-Überschiebung und den Olalla-Block sowie die Abb. 37-39 für die Iggenhausen-Fremdscholle zeigen.

völlig vergrieste Fremdscholle des Ries-Kraters

Abb. 37. Ries-Krater; Steinbruch/Kiesgrube von Iggenhausen, angelegt in einem drastisch zertrümmerten Malmkalk-Megablock. Der Megablock muss über eine Entfernung von mindestens 15 km ausgeworfen worden sein.

monomikte Bewegungsbrekzie Steinbruch Iggenhausen Ries-Krater

Abb. 38. Detail der Vergriesungs-Brekziierung im Aufschluss der Abb. 37.

Nahaufnahme der Vergriesung in der Fremdscholle von Iggenhausen Ries-Krater

Abb. 39. Nahaufnahme von Abb. 38.

 

Man stelle sich nun den geologischen Aufschluss von Abb. 40 als ein Muster für die kambrischen Gesteine (z.B. für den Ribota-Dolomit) in den östlichen Iberischen Ketten zur Zeit des Azuara-Impaktes vor. Die Kalksteine und Dolosteine in Abb. 40 am Rande vom Rieskrater repräsentieren diejenigen Gesteine ähnlicher Fazies, die dort überall in der Region anstanden, als das große kosmische Projektil einschlug. Dann stelle man sich vor, diese massive Gesteinseinheit, 1 km ausgedehnt, wurde ausgeräumt, ausgeworfen, vollständig auf den Kopf gestellt während des 7 km langen Transportweges (wie im Fall Oppertshofen), bzw. nach einem 15 km langen Transport abgelagert, weitgehend zu Grus und Split zermahlen (wie im Fall Iggenhausen). Und nun die Vorstellung, dass exakt dasselbe im Azuara-Impaktereinis mit den kambrischen Gesteinen der Azuara-Randzone geschah: Wir finden dasselbe geologische Szenario im Bereich der Daroca-Überschiebung und des Olalla-Blocks, so wie es heute kartiert werden kann.

autochthoner Malm am Riesrand

Abb. 40. Kalk-und Dolosteine wie diese hier am Kraterrand bei Wemding standen im Ries-Gebiet an, als sie von Impakt, Exkavation und Auswurf erfasst wurden.

 

Es ist offensichtlich, das ein solches Szenario eines geologischen Desasters keiner „normalen“ Überschiebungstektonik zugeschrieben werden kann, und eine einfache Verwerfungsbrekziierung kann für die enormen Zerstörungen und Zertrümmerungen, die riesige Gesteinsvolumina erfasst haben, ebenfalls eindeutig ausgeschlossen werden. Das hat bereits Reiff (1978) betont, als er das häufige Auftreten von großen Volumina aus Megabrekzien und Vergriesungsbrekziierungen in kompetenten Gesteinen von Impaktstrukturen diskutierte. Er folgerte, dass es nur zwei Möglichkeiten für ein solches Szenario gibt: einen gigantischen Bergrutsch oder eben ein Impaktereignis. Weder im Ries-Gebiet noch in der Region von Daroca in Spanien steht ein gigantischer Bergsturz zur Debatte.

Für das Ries-Impaktereignis führten insbesondere die großen zertrümmerten, dennoch kohärenten Fremdschollen zu einer Kontroverse hinsichtlich Impakt-Exkavation und Auswurfmechanismus und zu den gegensätzlichen Vorstellungen eines ballistischen und eines nicht-ballistischen Ries-Modells. Das ballistische Modell  (Stöffler et al. 1975, Stöffler 1977) ging davon aus, dass die Kraterbildung durch mechanische Prozesse erklärt werden könne, wie sie von experimentellen Impakten in Sand mit Material-Exkavation und -auswurf auf rein ballistischen Bahnen bekannt waren. In der Gegenposition erklärten Chao (1974, 1976, 1977 a-c) und Chao et al. (1978), dass das ballistische Modell für die Ries-Kraterentstehung ungeeignet ist, und favorisierten stattdessen einen vorwiegend nicht-ballistischen, sogenannten Roll-Gleit-Modus der Exkavation, der die Geländebeobachtungen weit besser erklären sollte. Kurz gefasst verlangt der Roll-Gleit-Modus, dass die weitaus meisten der Auswurfmassen den zunehmend größer werdenden Exkavations-Krater als Art Decke verlassen haben, die während der gesamten Transportphase niemals in die Luft abgehoben hat. Wäre dies nämlich der Fall, so hätte der extreme Umschließungsdruck von geschätzt mehreren Kilobar, dem die verfrachtete Gesteinsdecke ausgesetzt war, nicht aufrecht erhalten werden können, der aber nötig war, um die Kohärenz innerhalb der zertrümmerten Kalkstein-Megablöcke zu bewahren. Tatsächlich hat das Modell von Chao et al. bis heute durchaus seine Meriten, was damit zusammenhängen mag, das Chao und Mitarbeiter zur „Fraktion“ der Geologen gehörten, während Stöffler et al. einen stark mineralogischen und theoretischen Hintergrund besaßen. Jedenfalls kann die vernünftige „Decken-Theorie“ von Chao et al. für den Ries-Krater unschwer Anwendung auch auf die Daroca-Überschiebung und den Olalla-Block finden.

Chao et al. schlossen einen ballistischen Transport nicht für alle Ries-Ejekta aus. Sämtliche Suevit-Vorkommen innerhalb der Ejekta werden als ballistisch ausgeworfen angesehen, ebenso wie Teile der Kristallingesteine aus größerer Tiefe sowie untergeordnet auch Teile der Bunten Brekzie. Bemerkenswerter Weise und sofern unser Modell gilt, kann diese Koexistenz des größten Teils der nicht-ballistischen Ejekta, Megablöcke einbezogen, mit den ausgeworfenen Sueviten ebenso in dem Sektor beobachtet werden, der die Daroca-Überschiebung, den Olalla-Block, die Suevit-Ablagerungen bei Cucalón und Olalla sowie die angrenzenden Ejekta-Ablagerungen der Pelarda-Fm. definiert (Abb. 20, 25).

In diesem Zusammenhang ist es nur einleuchtend, auch den tertiären Diamiktit unter dem Ribota-Dolomit von Daroca als Ejekta aus der Azuara-Randzone zu beziehen. Das würde die ungewöhnliche Fazies erklären, und wir erwägen sogar, dass das weiche Tertiär als eine Art Schmiermittel für die kilometerlange „Reise“ der starren Dolomit-Platte hat dienen können. Der „Ritt“ des Ribota-Dolomits auf dem Tertiär könnte darüber hinaus durch die gewaltigen Mengen von Gasen (Wasserdampf, Kohlendioxid), die aus den geschockten Gesteinen freigesetzt und in das Tertiär und die Transportbahn gepresst wurden, begünstigt worden sein. Ein solcher Prozess könnte auch die oben präsentierten Besonderheiten in der Kontaktzone der Überschiebung erklären, wenn man die entstehenden Drücke und die enormen Geschwindigkeiten bedenkt, letztere vermutlich in der Größenordnung von mehreren 100 m/s.

Im vorherigen Kapitel haben wir die Almunia-Fm. (Einheit 8) erwähnt, die einerseits westlich des Jiloca-Flusses eindeutig autochthon ist, andererseits aber auch zumindest teilweise beim Azuara-Impaktereignis disloziiert worden sein könnte (z.B. als Teil des Olalla-Blocks oder eingeschaltet in die Daroca-Überschiebung). Das unterscheidet sich nicht von den Ejekta-Ablagerungen des Ries-Kraters mit den disloziierten Megablöcken. Dort könnten ausgeworfene Schollen von Kalk- und Dolosteinen im Bereich des autochthonen Malm gelandet sein, ohne dass man heute stets eine stratigraphische Unterscheidung treffen kann. In vielen Fällen muss es beim Kartieren in der Ejekta-Zone außerhalb des Rieskraters offen bleiben, ob eine Malm-Einheit autochthon, allochthon oder –  nahe am Kraterrand – parautochthon ist – genau wie im Fall der Almunia-Formation.

 

5 Zusammenfassende Diskussion und Schlussfolgerungen 

Wir beginnen das Diskussionskapitel mit der Feststellung, dass wir es hier mit einem geologischen Model für eine sehr ungewöhnliche geologische Situation zu tun haben. Das Model basiert auf einer Unmenge von Beobachtungen im Gelände und einem Vergleich mit wohlbekannten geologischen Szenarien. Wie grundsätzlich bei Modellen in der Wissenschaft betonen wir, dass unser Modell in allgemein akzeptierter Impaktforschung verankert aber dennoch offen für Verbesserungen ist. Im Extremfall mag es falsifiziert werden, vorausgesetzt es wird eine bessere und vernünftigere Erklärung für die hier diskutierte Situation präsentiert.

Die Ausgangssituation ist ein geologisches Szenario, das für viele Geologen seit langer Zeit ein Rätsel gewesen ist. Eine deckenartige Überschiebung ist in der Umgebung von Daroca aufgeschlossen, aber es gibt keine angrenzende Wurzelzone und kein Relief, von woher die kilometergroße Decke das junge Tertiär mehr oder weniger horizontal hat überfahren können.

Das neue Model, das wir hier präsentieren, überwindet dieses Problem dadurch, dass wir die geologische Lagerung in den Rahmen des gewaltigen Azuara-Impaktereignisse mit der Entstehung der großen Azuara- und Rubielos de la Cérida-Impaktstrukturen bringen. Dieses Ereignis hat ein Gebiet mit einer Länge von nicht weniger als 120 km direkt erfasst und eine enorme Auswirkung  auf die regionale Geologie gehabt.

Nach detaillierten Geländebeobachtungen erscheint die Geologie von Daroca nicht mehr länger als ein Rätsel, und wir verweisen insbesondere auf die enge Verwandtschaft der gesamten betroffenen Region (Abb. 20) mit dem wohlbekannten und wissenschaftlich manifestierten Impakt-Geschehen in der Ejekta-Zone der tertiären (Miozän) Ries-Impaktstruktur in Deutschland. Das betrifft die Decken-Überschiebung von Daroca und den Olalla-Block, die absolute Gegenstücke im Gebiet des Rieskraters haben, was sowohl die Ausdehnung als auch die Dislokationsweiten betrifft. Das betrifft ferner die drastische und voluminöse Brekziierung hinunter bis zu Split, Grus und Gesteinsmehl, die durchgehend große Gesteinseinheiten sowohl an der Daroca-Überschiebung und im Olalla-Block als auch in den Ries-Ejektaablagerungen erfasst hat.

Bei der Ries-Struktur zeigen die Ejekta disloziierte Megablöcke, eine weit verbreitete voluminöse Brekzie (die Bunte Brekzie-Auswurfmassen) und Suevit-Ablagerungen in Koexistenz. Oben haben wir gezeigt, dass exakt dieselbe Konstellation im Gebiet von Daroca – Cucalón – Olalla gegeben ist, wo wir die Koexistenz von angenommen disloziierten Megablöcken, Suevit-Ablagerungen und der ausgedehnten Pelarda-Formation als Impakt-Ejekta sehen. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, wenn wir die Situation von Daroca mit den Impaktbefunden des Ries-Kraters vergleichen, dass die Azuara-Impaktstruktur erheblich größer als der Ries-Krater ist, und wir dürfen nicht überrascht sein, wenn sich die Auswirkungen des Azuara-Impaktes sogar noch eindrucksvoller erweisen als jene, die der Ries-Impakt bereithält.

Für heutige Regionalgeologen scheint dieses geologische Szenario offensichtlich nicht zu existieren und die Daroca-Deckenüberschiebung kein Problem zu sein. Die Daroca-Überschiebung und der geologische Kontext werden in großzügige Modelle zu den Becken von Calatayud – Teruel, Jiloca und Montalbán, zum Jiloca-Graben bzw. -Halbgraben sowie zur Kinematik ihrer Bildungen integriert (Colomer i Busquets & Santanach i Prat 1988, Casas et al. 2000, Capote et al. 2002, Cortés 1999, Cortés & Casas 2002, Gracia et al. 2008, Gutiérreza et al. 2008, 2011, 2012, Lafuente et al. 2010, 2011, Rubio & Simón 2007, Simón et al. 2010). Aber all diesen Modellen fehlt eine entscheidende Komponente, nämlich eine gründliche geologische Geländearbeit, genaue Beobachtungen und Interpretationen, und wir verweisen nur auf das Beispiel des tertiären Diamiktits unter der Daroca-Platte, was offenbar noch nie zuvor untersucht worden ist.

Eine zweite, weit bedeutendere Komponente ist der Umstand, dass die Regionalgeologen (mehrheitlich von der Universität Zaragoza) ausnahmslos die Existenz des Azuara-Impaktereignisses leugnen (Aurell et al. 1993, Aurell 1994, Cortés & Martínez 1999, Cortés & Casas 2002, Cortés et al. 2002, Diaz Martínez et al. 2002), und das trotz aller einschlägiger Befunde wie die eindeutigen und bewiesenen Schockeffekte, die allgegenwärtigen polymikten und monomikten Impaktbrekzien, die Impakt-Schmelzgesteine, die Impaktgläser, Shattercones, disloziierte Megablöcke, geophysikalische Anomalien, ausgedehnte Ablagerungen von Impakt-Ejekta und vieles mehr, was in einer Menge von Publikationen gedruckt (Zitate in der Einführung) und in langen Internet-Präsentationen zu studieren ist [2, 3].

Die Hälfte der zuvor aufgelisteten Publikationen machen es sich leicht, indem sie den Azuara-Impakt überhaupt nicht erwähnen, weder im Text noch bei den Literaturzitaten (Casas et al. 2000, Capote et al. 2002, Cortés 1999, Cortés and Casas 2002, Gracia et al. 2008, Gutiérreza et al. 2008, 2011, 2012, Lafuente et al. 2010, 2011, Rubio and Simón 2007, Simón et al. 2010), was man einfach nur als schlechten wissenschaftlichen Stil bezeichnen kann

Die andere Hälfte der Publikationen beachtet den Impakt, aber nur um seine Nichtexistenz darzulegen, wobei durchgehend die gerade genannte Menge klarer Impaktbefunde ignoriert wird (Aurell et al. 1993, Aurell 1994, Cortés & Martínez 1999, Cortés & Casas 2002, Cortés et al. 2002, Diaz Martínez et al. 2002). Die Grundlage dafür unterscheidet sich nicht von der Geisteshaltung der zuvor genannte Gruppe: mangelnde gründliche geologische Feldarbeit und fehlende Kenntnis elementarster Impakt-Geologie. So wird ihre Opposition aus theoretischen Modellen, Lehrbuchweisheiten und einfachen Behauptungen, manchmal sogar von Verfälschungen gespeist, was wir sehr ausführlich an anderer Stelle ansprechen [4].

Für diese Geologen sind die sehr sorgfältig analysierten Impakt-Schmelzgesteine und Impakt-Gläser (Hradil et al. 2001) vulkanische Asche, die polymikten, teilweise stark geschockten Impaktbrekzien und Impakt-Brekziengänge (Ernstson et al. 2002) sind Bodenbildungen und Verkarstungserscheinungen, die eindeutig belegten Schockeffekte wie die planaren Deformationsstrukturen (PDFs) (Therriault 2000, Ernstson et al. 2002) und die diaplektischen Quarz- und Feldspatgläser (Ernstson et al. 2002) sind tektonisch entstanden, die eindrucksvollen Impakt-Ejekta der Pelarda Fm. und vom Puerto Mínguez (Ernstson & Claudin 1990, Claudin et al. 2001, Ernstson et al. 2002) sind quartäre Schuttfächer (siehe Abb. 20, 25) und tertiäre Konglomerate, von der jungtertiären Füllung, die in der Mitte der Azuara-Struktur ansteht, heißt es, dass es sich um ungestörtes Devon handelt (Jan Smit, schriftl. Mitt.), und so weiter.

Wir räumen ein, dass in der Impaktgeologie geologische Standardmodelle häufig nicht adäquat funktionieren. Zwar werden gewaltige Falten und Verwerfungen, mächtige Sedimentablagerungen (Ejekta) und tiefgründige Erosion (Exkavation) bei einem Impakt erzeugt, aber all das geschieht in Zeitspannen von Sekunden und Minuten, begleitet von extremen Drücken und vielfach extremen Temperaturen. Darüber hinaus gibt es maßgebliche Prozesse, die sich stark von „normaler“ Geologie unterscheiden, und wir verweisen insbesondere auf die enormen, um nicht zu sagen gigantischen Zugkräfte, die im betroffenen Einschlaggebiet wirken, und zwar im mikroskopischen bis hin zum megaskopischen Maßstab. Die Zugkräfte sind das Resultat der Reflexion der voranschreitenden kompressiven Schockfront an der freien Erdoberfläche und an Grenzflächen unterschiedlicher Gesteinseinheiten. Das alles ist allerdings seit langem Lehrbuchwissen.

Die hier angesprochenen regionalen Geologen hätten eine Menge über Impaktgeologie lernen können, wenn sie vor einigen Jahren die wunderbaren, äußerst instruktiven geologischen Aufschlüsse im Zuge des Straßenbaus für die Autovía Mudéjar-Autobahn, nicht weit entfernt vom Gebiet Daroca – Cucalón – Olalla,  besucht und studiert hätten [5]. In Abb. 41 zeigen wir typische Beispiele von horizontal eingeschalteten Impakt-Brekziengängen im Paläozoikum des Randbereichs der Azuara-Impaktstruktur, und wir verweisen auf die enormen Zugkräfte, die unabdingbar für die Entstehung einer solch außergewöhnlichen Konstellation sind. Viele weitere herausragende Aufschlüsse entlang der Autobahntrasse durch die Impaktregion werden ebenfalls in [5] vermittelt. Heute sind diese Aufschlüsse wegen des Verkehrs auf der Autobahn nicht mehr zugänglich, aber man sieht sie auch deshalb nicht mehr, weil lange Abschnitte der Straßenböschungen mit Drahtnetzen gesichert werden mussten.

Das war notwendig geworden, weil während des Baus der Straße eine große Anzahl enormer Hangrutsche in den bereits fertig gestellen Böschungen auftraten (Abb. 42, [5]). Die Straßenbauer hatten nicht bedacht, dass sie dabei waren, ihre Straße direkt durch die Randzone einer sehr großen Impaktstruktur mit den enormen Gesteinszerstörungen zu bauen.

Paläozoikum mit Brekziengängen, Autobahnböschungen zwischen Mainar und Cariñena

Abb. 41. Impakt-Gänge, aufgeschlossen (aber heute nicht mehr zugänglich) in der Böschung der Autovía Mudéjar-Autobahn zwischen Mainar und Paniza/Cariñena. Das Implantieren der Gänge setzte enorme Zugkräfte voraus.

Hangrutsche in der Böschung der Autovía Mudéjar im impaktzertrümmerten Gestein

Abb. 42. Nur zwei von vielen Hangrutschen entlang einer Strecke von nur wenigen Kilometern, die auftraten, als die Böschungen für die Autovía Mudejar (zwischen Mainar und Paniza/Cariñena) bereits vollendet waren. Weitere eindrucksvolle Hangrutsche von dieser Strecke werden in [5] gezeigt.

Dies alles zeigt, dass das Ignorieren und Bekämpfen einer real existierenden Impaktstruktur durch Geologen nicht nur eine wissenschaftlich negative Relevanz besitzt, sondern auch ganz praktische Konsequenzen zeitigt. Bezüglich der wissenschaftlichen Relevanz folgern wir, dass die reichlich präsentierten geologischen, tektonischen und geomorphologischen Modelle, die für die Region zwischen Zaragoza und Teruel entwickelt worden sind und entwickelt werden, grundsätzlich bedeutungslos sind, solange die regionalen Geologen das Azuara-Impaktereignis mit der Bildung der Azuara-Struktur und des Rubielos de la Cérida-Impaktbeckens komplett verdrängen bzw. leugnen.

 

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