Die Typlokalität für das bemerkenswerte Kluftmuster (Bilder A, B) fand H. Müller im Rahmen der Kartierungen zu seiner Diplomarbeit im südwestlichen Ringareal der Azuara-Impaktstruktur (UTM 684500/4555400; nahe Moneva), grob 15 km vom Zentrum entfernt. Der Aufschluß besteht aus fossilreichen, stark beanspruchten Dogger-Kalksteinen. Das zur Diskussion stehende Kluftmuster fällt sofort durch die ausgeprägte Krümmung der Klüfte auf.. Offensichtlich sind zwei konjugierte Scharen ausgebildet, die ein System mit einheitlichem Streichen bilden. Das System ist etwa symmetrisch zur Vertikalen ausgebildet und zerlegt das Gestein in annähernd rhombische Blöcke. Vielfach führt das zu einer Rhomboid-in-Rhomboid-Struktur. Geringe Versätze im Zentimeterbereich mit Striemung in Fallrichtung können beobachtet werden. |
A |
B |
Im Zuge weiterer Geländeaufnahmen wurden noch mehr dieser Kluftscharen mit ganz ähnlicher Ausbildung im Ringbereich der Azuara-Struktur gefunden. Anders als bei den Scharen im Bild A, sind die Krümmungen der Kluftscharen im Bild C (südlich von Belchite) entgegengesetzt konvex, und Bild D (bei Almonacid de la Cuba) zeigt das Phänomen in kleinerem Maßstab bei unregelmäßigerer Struktur. |
C |
D |
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Im Bild E sind die bisher bearbeiteten Vorkommen mit den eingemessenen Streichrichtungen eingezeichnet. Obwohl statistisch nicht besonders gut belegt, erkennt man einen Trend zu radialem Streichen in Bezug auf das Zentrum der Impakt-Struktur. |
Diskussion. – Im Gegensatz zu wohlbekannten rhomboiden Strukturen in Verbindung mit linearen Kluftsystemen, sind stark gekrümmte konjugierte Kluftscharen mit Rhomboid-in-Rhomboid-Gefüge in der Strukturgeologie ganz offensichtlich unbekannt. In einer Proceedings-Publikation, pp. 257-263 (Bild F), zeigen Müller und Ernstson, daß Beziehungen zu listrischen Verwerfungen sowie eine Bildung durch sedimentäre und diagenetische Prozesse ausgeschlossen werden können. In der Publikation schlagen sie das Modell einer dynamischen Bildung mit der Modulation laufender Brüche während des Impaktprozesses vor. Nach diesem Modell überlagert sich in der Exkavationphase das Bewegungsfeld der schock-initiierten Gesteinsbewegung mit dem wachsenden Impuls der Entlastungswellen. Daraus resultiert ein zeitlich veränderliches Spannungsfeld, was zur Folge hat, daß fortschreitende Brüche auf gekrümmten Bahnen geführt werden können. Einen solchen Prozeß kennt man sehr gut aus der experimentellen Bruchmechanik: Durch eine Modulation laufender Brüche mit Ultraschall-Wellen kann man wellige Bruchflächen in Glas oder anderen Materialien erzeugen.In der Veröffentlichung berechnen und zeigen wir, daß im frühen Stadium des Kraterbildungsprozesses (Exkavation) während einer kurzen Zeit und in bestimmten Bereichen sich genau die Bedingungen für die Bildung gekrümmter konjugierter Kluftscharen einstellen können.Dieses Model ist nicht nur verträglich mit den Geländebeobachtungen in der Azuara-Struktur (radiales Streichen in Bezug auf das Impaktzentrum, konvexe und konkave Krümmung, unterschiedliche Krümmungsradien, Rhomboid-in-Rhomboid-Gefüge), sondern es verlangt auch, daß Systeme mit gekrümmten Kluftscharen zum normalen strukturellen Inventar von Impakt-Kratern gehören sollten. |