Azuara-Impaktstruktur (Spanien), Impaktstruktur Nördlinger Ries (Deutschland): Impakt als geologischer Prozeß
Einige Kilometer außerhalb des nördlichen Ringes der Azuara-Impaktstruktur ragen bei Belchite eine Handvoll großer isolierter Schollen jurassischer Kalksteine aus den jungtertiären Post-Impakt-Sedimenten des Ebro-Beckens hervor. In diesen Schollen sind mehrere Steinbrüche angelegt. Sie gewähren einen lehrreichen Einblick in die drastischen Deformationen, die riesige Gesteinsvolumina beim Impakt erfahren haben. | |
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Bild A zeigt einen Ausschnitt eines großen Steinbruches (UTM-Koordinaten 0687000, 4583000), wobei die sichtbare Länge grob 300 m beträgt. Die Kalksteine sind durch und durch zertrümmert, und es hat sich eine mehr oder weniger durchhaltende Brekzie mit Vergriesung und Mörteltextur gebildet (siehe die Bilder B bis E). | ![]() |
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Vergleichbare drastische und durchhaltende Zertrümmerungen (Bilder F und G) sind in einem weiteren Steinbruch in einer anderen Scholle (UTM-Koordinaten 0683000, 4583000) aufgeschlossen. | |
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H und I Impaktstruktur Nördlinger Ries; Steinbruch Iggenhausen | |
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Anmerkungen: Das Gebiet der Azuara-Struktur und die jurassischen Kalksteine haben die alpidische Gebirgsbildung mit Faltung und Bruchtektonik erlebt, aber wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass diese durchgehenden gewaltigen Zertrümmerungen über hunderte von Metern unmöglich mit einer alpidischen Tektonik zusammenhängen können. Der einzige Prozess, der vernünftigerweise für dieses eindrucksvolle geologische Szenario in Frage kommt, ist ein Impakt durch einen extraterrestrischen Körper. Es überrascht deshalb nicht, wenn Deformationen genau dieser Art sehr gut vom Ries-Krater (Nördlinger Ries) bekannt sind. Sie treten in riesigen allochthonen Schollen auf, die aus diesem 25 km messenden Krater ausgeworfen wurden (Bilder H, J; Steinbruch Iggenhausen).Wir schlagen vor, dass die Geologen von der Universität Zaragoza und vom Zentrum für Astrobiologie (Madrid), die den Azuara-Impakt immer noch vehement bekriegen, einmal diese eindrucksvollen Aufschlüsse besuchen. Da sie gerne Azuara mit dem Ries vergleichen (siehe ihre Publikation in MAPS, über die mehr auf der Seite „Die Kontroverse“ zu lesen ist), werden sie eine Menge Anschauungsmaterial vorfinden.Ein weiterer Punkt ist noch wichtig. Wie bereits gesagt, ist ein Impakt der einzig in Frage kommende geologische Prozess, der diese ungeheuren und voluminösen Zertrümmerungen erklären kann. Mit anderen Worten: Um Azuara als eine Impaktstruktur zu definieren, bedarf es gar nicht der in vielen polymikten Brekzien nachgewiesenen Schockeffekte (siehe dazu weiter unten in Impakt-Highlights und unter https://www.impaktstrukturen.de/spain/die-azuara-impaktstruktur/schockmetamorphose/). Die hier beschriebenen Aufschlüsse sind als gleichermaßen aussagekräftige Beweise einzustufen.
Gewöhnlich ist es so, dass eine Impaktstruktur als solche anerkannt wird, wenn man Effekte einer Stoßwellenmetamorphose nachweisen kann. Dabei wird vernünftigerweise argumentiert, dass keine endogenen Prozesse bekannt sind, bei denen sich z.B. diaplektisches Glas bildet oder sich planare Deformationsstrukturen (PDFs) in Quarz entwickeln. Ganz genauso argumentieren wir, dass keine endogenen geologischen Prozesse bekannt sind, die auf diese katastrophale Weise die jurassischen Kalksteine bei Belchite zerstört haben. Deshalb sollten sich Geologen ihrer Kompetenz bewusst sein, in manchen Fällen aufgrund reiner Geländebefunde die Impaktnatur einer bestimmten Struktur zu beweisen. Es scheint höchste Zeit, die ziemlich beschränkte Sichtweise einiger Impaktforscher aufzugeben, nach der allein TEM-Analysen von PDF oder geochemisch nachgewiesene Spuren des Projektils den letzten Beweis für einen Impakt liefern. |
Rubielos de la Cérida-Impaktstruktur (Spanien): Impakt-Schmelzglas vom Zentralberg
Rubielos de la Cérida-Impaktstruktur, Spanien: am Kraterboden
Diese bemerkenswerte Falte ist in einem Bereich ausgedehnter Megabrekziierung in der Nähe des Dorfes Barrachina in der Rubielos de la Cérida-Impaktstruktur aufgeschlossen. Die Falte wird von einer kompetenten, allerdings extrem brekziierten Bank alttertiärer Kalksteine nachgezeichnet. Der Kern der Falte ist ein Brei nahezu pulverisierter Karbonatgesteine ohne jegliche interne Struktur. Allein einige Kalksteinfragmente haben sich erhalten.
Interpretation: Es wird angenommen, daß sich der Aufschluß am Kraterboden oder in seiner Nähe befindet
(mehr dazu unter:
wo im Zuge der Kraterbildung (Exkavations- und Modifikationsphase) die Bewegung gewaltiger Gesteinsmassen zur Bildung der Megabrekzie führte, die heute durch die Erosion freigelegt ist. Die Falte kann dadurch entstanden sein, daß extrem brekziiertes Material in einem hochenergetischen Prozeß nach oben gepreßt wurde. Ein tektonischer Ursprung dieser eigenartigen Falte ist kaum nachzuvollziehen. Nach Ansicht örtlicher Geologen (von der Universität Zaragoza und dem Zentrum für Astrobiologie, Madrid) hat sich die Megabrekzie als Folge einer Gipslösung durch Kollaps gebildet, was hier nicht weiter kommentiert werden soll.
Azuara-Impaktstruktur (Spanien) – Ries-Impaktstruktur (Deutschland)
Ries-Impaktstruktur (Deutschland); Azuara und Rubielos de la Cérida-Impaktstrukturen (Spanien)
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![]() Aguilón; Jura-Kalksteine (Azuara-Struktur). Die durchgehende Bankung an der Basis spricht gegen eine Verwerfung.
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![]() bei Santa Eulalia; aufgelassener Steinbruch in Muschelkalk-Kalksteinen (Rubielos de la Cérida-Struktur). Bemerkenswert der in dem extrem brekziierten Material schwimmende unversehrte Block geschichteter Kalksteine! |
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Eine tektonische Deutung der Gesteinslagerung bereitet in allen drei Fällen erhebliche Schwierigkeiten! |
Rubielos de la Cérida-Impaktstruktur (Spanien)
Azuara-Impaktstruktur (Spanien): Schockeffekte
Hochgeschockte polymikte Gangbrekzie (Vorkommen nahe Santa Cruz de Nogueras, 30660971E, 4553223N). Typische schockmetamorphe Effekte in dieser Brekzie:
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A. Schmelzglas mit Bläschen, Schlieren und Mineralfragmenten; Dünnschliffaufnahme, paralleles Licht und gekreuzte Polarisatoren; Bildbreite 9 mm.
B. Diaplektisches Glas. Dünnschliffaufnahme einer Sandsteinkomponente, in der die Quarzkörner vollständig in diaplektisches Glas umgewandelt sind; paralleles Licht und xx Nicols, Bildbreite 600 µm. – Der Schliff enthält einige Löcher, die nicht mit diaplektischen Quarzkörnern verwechselt werden dürfen. C. Planare Deformationsstrukturen (PDF) in Quarzkörnern eines Sandsteinfragmentes aus der geschockten Brekzie. Dünnschliffaufnahme, paralleles Licht; Bildbreite 800 µm. Man beachte die große Anzahl der Körner mit PDF, deren große Dichte, den geringen Abstand sowie die multiplen Scharen. In dieser Brekzie wurden bis zu 5 Scharen von PDF in einem einzigen Quarzkorn beobachtet. D. Planare Brüche (Spaltbarkeit) in Quarz. Dünnschliffaufnahme, xx Nicols; Bildbreite 450 µm. Wenigstens 6 Scharen unterschiedlicher kristallographischer Orientierung treten auf. – Eine Spaltbarkeit ist praktisch unbekannt in tektonisch deformierten Quarzen. In seltenen Fällen beobachtet man Brüche nach dem Rhomboeder in Gesteinen, die einer starken Regionalmetamorphose ausgesetzt waren. In Gesteinen aus Impaktstrukturen gehört die Spaltbarkeit im Quarz dagegen zum regelmäßigen Inventar der Schockmetamorphose. E. Knickbänder in Biotit aus der geschockten polymikten Brekzie. Dünnschliffaufnahme, xx Nicols; Bildbreite 840 µm. – Knickbänder in Glimmern sind auch aus Gesteinen einer starken Regionalmetamorphose bekannt. Die hier zu beobachtende extreme Häufigkeit, die geringe Breite der Bänder sowie die starke Knickwinkel-Unsymmetrie sprechen jedoch für eine Schockdeformation. Die hier gezeigten schockmetamorphen Effekte spiegeln einen sehr breiten Bereich der Schockdrücke wider. Das Schmelzglas (A) belegt jedoch, daß Teile der Brekzie Spitzendrücken über 500 kbar (50 GPa) ausgesetzt waren. |
Rubielos de la Cérida-Impaktstruktur, Spanien:
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Willkommen
Willkommen auf der ganz neu gestalteten Seite: Ernstson Claudin Impaktstrukturen. Wir haben gründlich entrümpelt, eine Menge Fehler beseitigt und vor allem die Seiten über die Impaktgesteine (Impaktite) mit sehr vielen neuen Proben aus unserer Gesteinssammlung maßgeblich erweitert. Insgesamt findet sich eine erhebliche Erweiterung des gesamten Komplexes Impakt und Geologie, der weiter zum Verständnis dieses geologisch eindrucksvollen Prozesses beitragen soll.
Einen Schwerpunkt bilden weiterhin die Forschungen zum multiplen Azuara-Impaktereignis in Spanien mit der Azuara-Impaktstruktur und dem Rubielos de la Cérida-Impaktbecken. Obgleich der Chiemgau-Impakt, nach Ries und Steinheimer Becken das dritte deutsche Impaktereignis, zunehmend aufregende Ergebnisse zeitigt und weitgehend auf Akzeptanz, vor allem im Ausland, stößt, wollen wir hier auf der Seite das Thema nicht intensiver behandeln, sondern stattdessen auf eine eigens „zuständige“ Webseite verweisen, die ganz unten in der linken Menüsäule mit einer kleinen Einführung angeklickt werden kann.
Nachdem die Seite in der letzten Zeit etwas „eingefroren“ erschien, wollen wir uns bemühen, regelmäßig für etwas mehr Abwechslung zu sorgen.
Bei einer solch umfangreichen Neugestaltung kann es nicht ausbleiben, dass noch nicht alles nach Plan läuft und Fehlfunktionen mit Sicherheit hier und da noch auftreten. Für entsprechende Hinweise wären wir dankbar.