Abb.1. Verblüffend ähnlich: Regmaglypten auf dem Tabor-Meteoriten und auf einer Kalkstein-Komponente aus den Puerto Mínguez-Impaktejekta.
Unter den verschiedenen Deformationsmerkmalen, die die Kalksteinklasten in den Puerto Mínguez-Impaktejekta aufweisen (Striemungen, Eindrückmarken, Rinnen, rotierte Brüche, unregelmäßige Brüche mit komplexen Verzweigungen, Spiegelpolitur usw.) sind Regmaglypten auf den Oberflächen einer großen Anzahl von Klasten eines besonders auffälliges Merkmal (Abb. 1). Sie wurden zum ersten Mal von K. Ernstson (2004) beschrieben, und sie demonstrieren einen Lufttransport einer großen Menge von Komponenten der Ejekta.
Source: Cascadia Meteorite Laboratory, Portland State University
Abb. 2. Ein Meteorit vom Gibeon-Streufeld mit ausgeprägten Regmaglypten.
Regmaglypten (oder Daumenabdrücke) sind ein Relief, das gewöhnlich für die Oberfläche von einigen Meteoriten beschrieben wird (Abb. 1, 2). Die Vertiefungen entstehen durch dynamischen Luftdruck [Fortsetzung ….] und selektive Erosion beim partiellen Abschmelzen (Ablation) an der Oberfläche, wenn der Meteorit die Atmosphäre passiert. Das Relief kann polygonal, kugelförmig, gerundet, elliptisch geformt sein, und ein Muster wie Fingerabdrücke in feuchtem Ton ist häufig.
Wir postulieren, daß die Ablationsstrukturen, die in den Ejekta zu beobachten sind, einen ganz ähnlichen Ursprung haben, und zwar durch Schmelzen des Karbonats und oberflächliche Ablation, wenn die Ejekta die aufgeheizte Impakt-Explosionswolke queren.
Natürlich erinnern die Vertiefungen auf den Puerto Mínguez-Klasten in gewisser Weise an Karren auf den Oberflächen exponierter Kalksteine. Karren sind rinnen- oder rinnsalähnliche Strukturen, die in den Kalkstein durch Lösung eingekerbt sind. Diese Bildung kann für die Klasten in den Ejekta ausgeschlossen werden, da die Regmaglypten mit Striemungen und Politur überzogen sind und meist als Individuen in die Ejekta-Matrix eingebettet sind (Abb.3).
Abb. 3. Der Kalksteinblock mit Regmaglypten als Individuum in der Ejekta-Matrix schließt eine in situ Bildung durch Kalklösung (Karren-Bildung) aus.
Als Alternative kann nur noch angeboten werden, daß die „Karren“-Eintiefungen bereits vor dem Impakt existierten und die Gesteinszerbrechungen, die Exkavation und die Landung der Ejekta überlebten. Das aber kann ausgeschlossen werden, da viele der Klasten die Regmaglypten rundherum aufweisen (Abb. 4), die zudem vielfach scharfkantig konturiert sind.
Abb. 4. Front und Rückseite eines Kalksteinblocks aus den Puerto Mínguez-Ejekta. Die auf allen Seiten zu beobachtenden Regmaglypten mit partiell scharfkantiger Skulptur schließen eine „Karren“-Bildung vor Exkavation und Auswurf aus.
In einigen wenigen Fällen hat sich die Ablation durch offensichtliches Karbonatschmelzen tief in die Klasten hineingefressen (Abb. 5), was an ähnliche Abaltionsstrukturen bei einigen Meteoriten erinnert (Abb. 6).
Abb. 5. Eine Kalkstein-Komponente aus den Puerto Mínguez-Ejekta weist eindrucksvolle Ablationsstrukturen auf, die sich tief in das Innere hineingefressen haben. Man vergleiche dazu die Ablationsstrukturen eines Meteoriten in Abb. 6.
Abb. 6. Der Derrick Peak-Meteorit aus der Antarktis. Bildquelle. NASA.
Un extenso artículo sobre los ejecta regmaglípticos de Puerto Mínguez, incluyendo imágenes, puede leerse aquí. [linken zum spanischen pdf-Artikel]
Ein ausführlicher Artikel (in Englisch) über die Regmaglypten in den Puerto Mínguez-Ejekta mit vielen Abbildungen steht HIER.
Über die Entstehung von Regmaglypten in Gesteinen beim Chiemgau-Impakt (Furchensteine) steht hier mehr:
Artikel Furchenstein 1
Artikel Furchenstein 2
Artikel Furchenstein 3
Artikel Furchenstein 4
Artikel Furchenstein 5