Der Chiemgau-Impakt und Afrika

Der Chiemgau-Impakt und Afrika (The Chiemgau impact and Africa)

von Kord Ernstson (April 2014)

Zusammenfassung

1  Wolf Uwe Reimold und Christian Koeberl benutzen einen Artikel über Impaktstrukturen in Afrika (!), um einmal mehr gegen den Chiemgau-Impakt, der mittlerweile als eine Realität mit nachgewiesenen Schockeffekten (PDFs, diaplektische Gläser, Shatter Cones) sowie spektakulären Befunden zur Geologie, Mineralogie und Kosmochemie anzusehen ist, zu Felde zu ziehen. Solche „Feldzüge“ sind bei einigen führenden Impaktforschern innerhalb der sog. impact community (was auch immer das sein soll) gang und gäbe, insbesondere dann, wenn es um neuartige Erkenntnisse zum Impakt geht und sie nicht in die Forschung einbezogen wurden. Das betrifft nicht nur den Chiemgau-Impakt.

2  Die Autoren Reimold und Koeberl zitieren aus der Literatur einen einzig existierenden Artikel von Dieter Heinlein aus dem Jahr 2009, auf den sie sich als Beleg für fehlende Impaktbefunde beziehen. Eigene Untersuchungsergebnisse legen sie nicht vor. Der Autor Dieter Heinlein des betreffenden Artikels, der in deutscher Sprache und in einer kaum zugänglichen deutsche Zeitschrift für Hobby-Astronomen und Sternfreunde erschienen ist, hat kein wissenschaftliches Studium absolviert und niemals über irgendein Impakt-Thema wissenschaftlich gearbeitet, ebenso nicht über Eiszeitgeologie. Diesen Autor und seinen ausnehmend dürftigen Beitrag als einziges Gegenargument zur Existenz des Chiemgau-Impaktes zu bemühen, kann nur als peinlich bezeichnet werden.

3  Während das Zitieren der Heinlein-Arbeit als peinlich charakterisiert werden muss, ist – mit einer Ausnahme – die komplette Unterschlagung der von den Chiemgau-Impaktforschern in Zusammenarbeit mit renommierten Forschern aus dem In-und Ausland publizierten 16 (!) hier genannten Beiträge z.B. auf klassischen internationalen Tagungen wie der Lunar & Planetary Science Conference (LPSC), der Tagung der Meteoritical Society oder der Tagung der American Geophysical Union (AGU) ein wissenschaftlich absolut inakzeptabler Vorgang, der ein bezeichnendes Licht auf das Wissenschaftsverständnis von Reimold und Koeberl wirft.

4  Um offenbar den erneuten Angriff auf die Chiemgau-Impaktforschung zu rechtfertigen, verlangen Reimold und Koeberl, dass bei der Diskussion möglicher neuer Impaktkrater auch auf das regionalgeologische Umfeld zu achten ist, wobei sie eine eiszeitliche Überprägung speziell hervorheben, um damit das Chiemgau-Impaktstreufeld bei eiszeitlich produzierten „Löchern“ anzusiedeln. Reimold und Koeberl merken dabei gar nicht, dass sie auf diese Weise ihr eigenes, stets formuliertes Postulat – Schock als Vorbedingung für Impakt-Akzeptanz – in Frage stellen und all den Regionalgeologen das Wort reden, die Impaktstrukturen ablehnen, weil diese mit den regionalgeologischen Gegebenheiten nicht verträglich seien.

Abstract

1  Wolf Uwe Reimold and Christian Koeberl are using an article on impact structures in Africa which they have published in the „Journal of African Earth Sciences“ to yet again crusade against the Chiemgau impact meanwhile established as a reality and based on evidenced shock effects (PDFs, diaplectic glasses, shatter cones) and spectacular findings of geological, mineralogical and cosmochemical features. Such campaigns are common practice with a few leading impact researchers of the so-called impact community (whatever this might be) in particular once innovative findings are concerned and once they themselves have not been involved in the respective research. This does not affect solely the Chiemgau impact.

2  The authors Reimold and Koeberl refer to the literature mentioning no more than a sole article (Heinlein 2009) that they use as supporting document for allegedly lacking evidence of the Chiemgau impact. Results of own research are not presented and do not exist. Dieter Heinlein, author of the respective article written in German language and printed in a hardly accessible German magazine for hobby astronomers and friends of stars has not finished any scientific degree and has never worked on any impact subject, as well as on glacial geology either. To call upon this author and his exceptionally poor contribution as sole argument opposed to the Chiemgau impact can be termed embarrassing only.

3  While the reference to the Heinlein article must be characterized as simply embarrassing, the complete concealment – bar one – of the 16 (!) Chiemgau research papers contributed to international meetings and in international journals, and listed below is a procedure scientifically absolutely unacceptable shedding some light on the view of science of Reimold and Koeberl. Many of these Chiemgau papers have been written in cooperation with reputable researchers from home and abroad and presented at classic international meetings like the Lunar & Planetary Science Conference (LPSC), the Meteoritical Society meeting or the meeting of the American Geophysical Union (AGU).

4  In order to justify their renewed attack against the Chiemgau impact research Reimold and Koeberl claim that when discussing possible new impact craters also the regional-geologic setting has to be taken into consideration. At that they in particular accentuate a glacial overprint obviously aiming at the Chiemgau impact strewn field that in their opinion is a cluster of glacially produced „holes“. In doing so they do not at all realize that they are questioning their own and always propagated postulate – shock as prerequisite for acceptance of impact – and putting the case for all those regional geologists who deny the existence of impact structures because these are incompatible with the regional-geologic setting.

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76th Annual Meteoritical Society Meeting (2013), Edmonton, Canada: vier Beiträge zum Chiemgau-Impakt

Vier Beiträge zum Chiemgau-Impakt auf der letztjährigen Tagung der Meteoritical Society, Edmonton, Kanada

Rappenglück, M.A., Bauer, F. Hiltl, M., Neumair, A., K. Ernstson, K. (2013): Calcium-Aluminium-rich Inclusions (CAIs) in iron silicide matter (Xifengite, Gupeiite, Hapkeite): evidence of a cosmic origin – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5055.

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Abstract CAIs   Zusammenfassung anklicken!

CAIs, Calcium-Aluminium-reiche Einschlüsse, sind eine mineralogisch und chemisch variierende Gruppe von Strukturen, die hauptsächlich von der Meteoritenklasse der kohligen Chondrite bekannt sind. CAIs konnten nunmehr in den Eisensiliziden aus dem Chiemgau-Kraterstreufeld nachgewiesen werden, wo sie zusammen mit Xifengit, Gupeiit, Hapkeit, Fersilicit und Ferdisilicit sowie den Karbid-Mineralen Moissanit und Khamrabaevit auftreten. Besonders signifikant in den Eisensilizid-Proben ist die innige Vergesellschaftung einer CAI-Hochdruckmodifikation mit einer CAI-Niedrigdruckmodifikation, was eine komplexe Entstehungsgeschichte der Chiemgau-Eisensilizide vermittelt und ihre kosmische Herkunft untermauert.

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Bauer, F. Hiltl, M., Rappenglück, M.A., Neumair, A., K. Ernstson, K. (2013): Fe2Si (Hapkeite) from the subsoil in the alpine foreland (Southeast Germany): is it associated with an impact? – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5056.

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Abstract hapkeite  Zusammenfassung anklicken!

Hapkeit ist ein auf der Erde extrem seltenes Mineral aus der Gruppe der Eisensilizide. Neben den seit längerem bekannten Eisensiliziden Xifengit, Gupeiit und Fersilicit konnte nunmehr neben dem Ferdisilicit auch der Hapkeit in den Proben aus dem Chiemgauer Meteoritenkrater-Streufeld nachgewiesen werden. Vor einigen Jahren erregte der erste Fund von Hapkeit auf der Erde Aufsehen, nachdem man das Mineral im Mondmeteoriten Dhofar 280 nachgewiesen hatte. Interessant an dem Chiemgauer Hapkeit-Fund ist, dass es sich um die kristallographische trigonale Modifikation handelt, die sich zum kubischen Hapkeit des Mondmeteoriten gesellt. Ferner konnten auch ganz verschiedene Hinweise auf Schockereignisse gefunden werden, denen die Eisensilizide vermutlich ausgesetzt waren. Diese neuen Belege festigen einmal mehr die frühe Vorstellung der Chiemgauer Heimatforscher und Entdecker des Impakt-Phänomens, dass die Eisensilizide eine kosmische Herkunft haben.

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Neumair, A., Ernstson, K. (2013): Peculiar Holocene soil layers: evidence of possible distal ejecta deposits in the Chiemgau region, Southeast Germany – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract  #5057.

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Abstract distal ejecta   Zusammenfassung anklicken!

In der Chiemgau-Region ist wiederholt von Einheimischen, vor allem im Zusammenhang mit Kanal- und Drainagearbeiten sowie Fundamentgründungen, über einen eigenartigen “zweiten Bodenhorizont” dunkler bis schwarzer Farbe in ganz grob Halbmeter-Tiefe berichtet worden. Im Zuge der Impaktforschung ist dieser Horizont, der in den geologischen Kartierungen und Beschreibungen der Region nicht vorkommt, wiederholt angetroffen sowie geologisch und geophysikalisch untersucht worden. Der Beitrag berichtet über eine gezielt angesetzte Analyse des Materials, das in dieser Konsistenz, mineralogisch-chemischen Zusammensetzung und dem Gehalt an eigenartigen Komponenten sonst unbekannt ist. Ein Vergleich mit ähnlichen Horizonten an anderen Stellen auf der Erde kommt zum Schluss, dass es sich bei der “schwarzen Schicht” mit deutlich erhöhter magnetischer Suszeptibilität um eine Ablagerung aus etwas weiter transportierten Impakt-Auswurfmassen (Ejekta) handelt, die hier der Bildung größerer Krater des Chiemgau-Impaktes (Tüttensee-Krater, Chiemsee-Doppelkrater) zugeschrieben werden.

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Ernstson, K., Müller, W., Neumair, A. (2013): The proposed Nalbach (Saarland, Germany) impact site: is it a companion to the Chiemgau (Southeast Bavaria, Germany) impact strewn field? – 76th Annual Meteoritical Society Meeting, Meteoritics & Planetary Science, Volume 48, Issue s1, Abstract #5058.

Poster-Nalbach-Chiemgau-mini-150x150 Poster anklicken!

Abstract Nalbach – Chiemgau  Zusammenfassung anklicken!

Über die bemerkenswerten Funde und Befunde zu einem vermuteten Meteoriteneinschlag im Saarland und Ähnlichkeiten mit dem Chiemgau-Impakt ist verschiedentlich berichtet worden. Der Beitrag zur Tagung in Edmonton fasst nunmehr die verblüffenden Parallelen bei den Gesteinen und Gläsern umfassender zusammen. Die Übereinstimmungen bis ins Detail einschließlich der jung zu datierenden Fundsituationen lassen die Vermutung zu, dass beide Ereignisse, so denn der Nalbach-Impakt zweifelsfrei feststeht, zeitgleich stattfanden und dass man in diesem Fall von einem sehr großen Wirkungsbereich eines Impaktes mit mindestens 500 km Ausdehnung ausgehen muss.

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Impakt, fliegende Untertassen und Marsmännchen

Der Chiemgau-Impakt und der geologische Dienst von Bayern im LfU

In der Einführung zu diesen unseren Webseiten haben wir kurz das Dilemma in der modernen Impaktforschung aufgezeigt und beklagt, dass einerseits innerhalb der Geologie ein immenses Unverständnis für diesen geologisch doch wichtigen Komplex besteht, andererseits bei einer Gruppe führender Impaktforscher selbst vieles geschieht, um neue Entwicklungen, Ideen, Befunde rigoros zu unterdrücken. Ausführlicher wird dieses Kapitel auf unseren Seiten der Kontroverse mit ganz konkreten Beispielen beleuchtet. „Impakt, fliegende Untertassen und Marsmännchen“ weiterlesen

Moissanit (Siliziumkarbid, SiC)- und Titankarbid (TiC)-Kristalle in einer Matrix aus den Eisensiliziden Xifengit, Gupeiit, Fe2Si (Hapkeit?); Chiemgau-Impakt

Wir erinnern hier an einen interessanten Abstract-Artikel (HIER herunterladen), der auf der Lunar and Planetary Science Conference (LPSC) 2011 präsentiert wurde:

SEM and TEM analyses of minerals xifengite, gupeiite, Fe2Si (hapkeite?), titanium carbide (TiC) and cubic moissanite (SiC) from the subsoil in the Alpine Foreland: Are they cosmochemical? 

Autoren: M. Hiltl 1, F. Bauer 2, K. Ernstson 3, W. Mayer 4, A. Neumair 4, and M.A.  Rappenglück 4 – 1 Carl Zeiss Nano Technology Systems GmbH, Oberkochen, Germany (mhiltletonline.de), 2 Oxford Instruments GmbH NanoScience, Wiesbaden, Germany (frank.baueretoxinst.com), 3 University of Würzburg,Germany (kernstsoneternstson.de), 4 Institute for Interdisciplinary Studies, Gilching, Germany (info@mayer-chiemgau.de, agneumair@arcor.de, mretinfis.org).

 Ergänzung: Inzwischen kann das Fragezeichen hinter dem Hapkeit eliminiert werden; er ist mittlerweile eindeutig als Bestandteil der Eisensilizide aus dem Chiemgau-Impaktstreufeld nachgewiesen worden. –  Siehe hier!

Ergänzend zu den Abbildungen des Abstract-Artikels zeigen wir hier ein Foto (Abb. 1) eines der faszinierendsten Eisensilizid-Partikel, die bisher im Meteoritenkrater-Streufeld des Chiemgau-Impaktes gefunden wurden.

Eisensilizid-Partikel aus Xifengit, Gupeiit, Hapkeit(?) mit Moissanit-Kristallen, Chiemgau-Impakt

Abb. 1. Eisensilizid-Partikel (Bildbreite 2 cm) mit kubischen Moissanit-Kristallen (Details in Abb. 2), die aus einer Matrix herausragen, die überwiegend aus Xifengit (Fe5Si3) und Gupeiit (Fe3Si) zusammengesetzt ist. Außerdem wurde ein weiteres Eisensilizid, stöchiometrisch Fe2Si, analysiert, das das Mineral Hapkeit sein könnte. Hapkeit ist bisher auf der Erde allein vom Meteoriten Dhofar 280 bekannt, von dem angenommen wird, dass er vom Mond stammt. (Anmerkung: Der Wikipedia-Artikel zum Moissanit ist unpräzise, da er im einleitenden Absatz und auch in der Tabelle der Mineraldaten nur vom hexagonalen Kristallsystem spricht. Erst weiter unten bei den Modifikationen wird auch die seltene kubische Modifikation erwähnt.)

REM Aufnahme von Moissanit-Kristallen in Eisensilizid-Matrix, Chiemgau-Impakt

Abb. 2. Rasterelektronenmikroskopische (REM) Aufnahme von Moissanitkristallen der Probe in Abb. 1. Bildquelle Carl Zeiss Nano Technology Systems GmbH.

 

Eine EBSD-Aufnahme von Moissanit-Kristallen zusammen mit Titankarbid-Kristallen in einer Eisensilizid-Matrix zeigt Abb. 3.

EBSD, Xifengit-, Gupeiit- und Hapkeit(?)-Matrix mit Moissanit- und Titankarbid-Kristallen, Chiemgau-Impakt

Abb. 3. Kristalle von Titankarbid (TiC, dunkelgrau) und Siliziumkarbid (Moissanit, SiC, schwarz) in einer Matrix aus Verwachsungen verschiedener Eisensilizide. EBSD-Aufnahme; Probe aus dem Meteoritenkrater-Streufeld des Chiemgau-Impaktes. Bildbreite 500 µm. Bildquelle Oxford Instruments GmbH NanoScience.

 

Interessanterweise hat man das Siliziumkarbid Moissanit (SiC) zusammen mit der Diamant-Varietät Lonsdaleit in Impakt-Schmelzgesteinen des Ries-Kraters (Nördlinger Ries) nachgewiesen:

R. M. HOUGH, I. GILMOUR, C. T. PILLINGER, J. W. ARDEN, K. W. R. GILKESS, J. YUAN & H. J. MILLEDGE (1995): Diamond and silicon carbide in impact melt rock from the Ries impact crater. – Nature, 378, 41-44.

Die Autoren vermuten, dass sich die Minerale im Impakt-Prozess chemisch aus der Ejekta-Dampfwolke bildeten, und sie meinen, dass ihr Vorkommen eine zuverlässige Diagnose für einen Impakt auf der Erde bedeuten könnte.

Im Fall des Chiemgau-Impaktes ist eine andere Deutung wahrscheinlicher. Die unerhört extreme Reinheit der z.T. großen Moissanit- und Titankarbid-Kristalle und ihre Verwachsung mit den Eisensiliziden Xifengit und Gupeiit spricht stark für einen primär kosmischen Ursprung, den mittlerweile weitere Analysenergebnisse nahelegen.

Mutmaßlicher Saarland-Impakt und Chiemgau-Impakt – gehören sie zusammen?

  Gehören sie zusammen? Mutmaßlicher Saarland-Impakt und Chiemgau-Impakt.

Die bereits früher ausgesprochene Vermutung, dass der Chiemgau-Impakt möglicherweise eine Parallele im Saarland hat

http://de.scribd.com/doc/51473614/Ein-moglicher-Meteoritenkrater-im-Saarland

wird durch neue Funde und Befunde erhärtet. Ein entsprechender Update-Artikel kann hier angeklickt werden:

http://de.scribd.com/doc/110982627/Saarland-Impakt-mutma%C3%9Flicher-Meteoriteneinschlag-bei-Nalbach-Prims-Update

Azuara-Impaktstruktur: Das Rätsel der Überschiebung von Daroca – gelöst? Ein Analogon zum Ries-Krater

von Ferran Claudin & Kord Ernstson (2012)

Zusammenfassung

Eine deckenartige Überschiebung von Kambrium über Tertiär, die Daroca-Überschiebung, in Nordost-Spanien hat seit jeher Geologen Kopfzerbrechen bereitet. Da eine Wurzelzone fehlt und kein Relief vorhanden ist, passte die Überschiebung in kein vernünftiges geologisches Schema. In der jüngeren Literatur zur regionalen Geologie wird die Überschiebung trotzdem in die alpine regionale Tektonik einbezogen. Eine offenbar zum ersten Mal durchgeführte gründliche Untersuchung der beteiligten kambrischen und tertiären Einheiten, ihrer Fazies und strukturellen Stellung führt zu einem Modell, das die Daroca-Überschiebung in einer Beziehung zur nahegelegenen, grob 40 km messenden Azuara-Impaktstruktur sieht. Die Überschiebung ist Teil des Exkavations-Stadiums des Kraterbildungsprozesses, der sowohl die kambrische Platte als auch den tertiären Diamiktit darunter betroffen hat. Das Model findet eine starke Stütze in einem Vergleich mit der Ries-Impaktstruktur, wo solche deckenähnlichen Bewegungen und verwandte Befunde auftreten. Die Daroca-Überschiebung liefert ein weiteres Beispiel für die Arbeit der regionalen Geologen, die behaupten, dass das gewaltige Azuara-Impaktereignis mit der Bildung der Azuara-Impaktstruktur und des angrenzenden 70 km langen Rubielos de la Cérida-Impaktbeckens niemals gegeben hat. Deshalb sind all ihre regionalgeologischen Modelle, die weiterhin entwickelt werden und die den Impakt und seinen radikalen Einfluss auf die regionale tertiäre Geologe ignorieren, ohne wissenschaftlichen Wert.

1 Einführung

Ansicht des Städtchens Daroca in der Provinz Zaragoza, Spanien

Abb. 1. Daroca, Provinz Zaragoza, Spanien.

Das hübsche Städtchen Daroca in der spanischen Provinz Zaragoza (Abb. 1) birgt ein ungewöhnliches geologisches Szenario – seit jeher ein Rätsel für Geologen. Über der Stadt thronend zeigt die geologische Stratigraphie mit einem scharfen Schnitt kambrischen Dolomit (den Ribota-Dolomit) über jungen tertiären Sedimenten (Abb. 2). Ältere Schichten über jüngeren ist nichts Besonderes in der Geologie, wobei Schicht-Überkippung und Überschiebung beteiligte Prozesse sind. „Azuara-Impaktstruktur: Das Rätsel der Überschiebung von Daroca – gelöst? Ein Analogon zum Ries-Krater“ weiterlesen

Polierte Quarzit-Gerölle in Trias-(Buntsandstein-)Konglomeraten, N-Spanien: Oberflächenhärtung durch Impakt-Schock?

Kord Ernstson & Ferran Claudin (2012)

Ernstson et al. (1999, 2001a) beschreiben geschockte Quarzit-Gerölle (vorwiegend leicht metamorpher Armorikanischer Quarzit), die weit verbreitete Konglomerate der Trias (Buntsandstein-Formation) in N-Spanien aufbauen und die mit dem mitteltertiären multiplen großen Azuara-Impakt-Ereignis zusammenhängen, in dem die Azuara-Impaktstruktur und das Rubielos de la Cérida-Impaktbecken entstanden (Hradil et al. 2001, Ernstson et al. 2001 b, 2002, Schüssler et al. 2002, Claudin & Ernstson 2003, Ernstson et al. 2003). Die Quarzitgerölle sind außergewöhnlich pockennarbig und mit Kratern versehen (Abb. 1, 2) und zeigen im allgemeinen engständige subparallele Brüche (Abb. 3). Diese besonderen Merkmale treten dann ganz besonders hervor, wenn die Gerölle verstreut im Gelände als Folge der Konglomerat-Zersetzung auftreten (Abb.4).

Abb. 1. Typische Quarzitgerölle mit Pockennarben, Kratern und Politur (das besonders große Geröll) aus den geschockten Buntsandstein-Konglomeraten. „Polierte Quarzit-Gerölle in Trias-(Buntsandstein-)Konglomeraten, N-Spanien: Oberflächenhärtung durch Impakt-Schock?“ weiterlesen

Den Prozess beim Meteoriten-Einschlag verstehen: Impakt im Experiment

Experimentelle Erzeugung von Hochgeschwindigkeits-Einschlagkratern

„… den Prozess beim Meteoriten-Einschlag verstehen: eine einfache Annäherung“ – Zu diesem Menüpunkt gibt es jetzt eine Ergänzung in Form von Aufnahmen mit Hochgeschwindigkeitskameras von einem echten „Überschall“-Impakt im Labor mit Erläuterungen dazu. Ein Video, das die Entstehung eines Impaktkraters zeigt, kann hier durch Anklicken auf das Bild aber auch DORT abgespielt  werden. Resultate weiterer Experimente werden folgen.