Akkretionäre Lapilli

Akkretionäre Lapilli in der suevitischen Basalbrekzie

„Akkretionäre Lapilli“ ist ein Begriff, der ursprünglich allein mit Vulkanismus in Verbindung gebracht wurde. Akkretionäre Lapilli sind Kügelchen, die sich durch Zusammenballung von feiner Asche um kondensierende Wassertröpfchen, aber auch um feste Partikel bilden, insbesondere in dampfreichen Eruptionssäulen. Gewöhnlich zeigen sie einen konzentrischen internen Aufbau, und sie können, wenn sie sich einmal gebildet haben, durch pyroklastischen Rückfall und Fließprozesse transportiert und abgelagert werden. Akkretionäre Lapilli mit einem kleinen Gesteinsbrocken als Kern findet man häufig in basaltischen base-surge-Ablagerungen (armoured lapilli).

Da ähnliche Prozesse in der turbulenten Explosionswolke ablaufen, die sich beim Impakt über dem sich vergrößernden Exkavationskrater ausdehnt, ist es nicht verwunderlich, daß akkretionäre Lapilli auch in Impaktablagerungen gefunden werden. Graup (1981) beschreibt akkretionäre Lapilli aus dem Suevit des Rieskraters. Man findet sie ebenfalls in Auswurfmassen der K/T – Chicxulub-Impaktstruktur in Mexiko (http://www.lpi.usra.edu/meetings/metsoc2000/pdf/5124.pdfhttp://www.lpi.usra.edu/meetings/largeimpacts2003/pdf/4113.pdf) und Belize (http://www.icdp-online.de/news/workshops/abstracts/EGS03/EAE03-J-06925.pdf). Ferner treten sie in Form von Lapillistein-Klasten in der Megabreccie auf, die mit dem spätdevonischen Alamo-Impakt verknüpft ist.

In der Azuara-Impaktstruktur wurden akkretionäre Lapilli zum erstenmal von Mayer (1990) beschrieben. Bild 1 zeigt einen typischen Lapillo aus der Matrix der basalen Suevitbreccie aus der Nähe von Muniesa. Das Innere wird von sehr schlecht sortiertem Material (Calcit, Quarz, Erz) gebildet. Die Randzone wird von konzentrischen Lagen aus feinerem, meist mikritischem Calcit-Material aufgebaut. Ähnliche akkretionäre Lapilli werden in der Matrix von Brecciengängen in der Azuara-Struktur beobachtet.

Akkretionäre Lapilli finden sich auch im Matrixmaterial der basalen Suevitbreccie und von Brecciengängen im Rubielos de la Cérida-Impaktbecken (als Teil der Azuara/Rubielos de la Cérida-Kraterkette; siehe https://www.impaktstrukturen.de/Archiv/archiv.html ).

In der Nähe von Fuentes Calientes

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Abb. 1. Die Basalbrekzie bei Fuentes Calientes, östliche Beckenregion. Nahaufnahme (über dem Hammer) in Abb. 2.

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Abb. 2. Ein System von Gängen, aufgebaut aus akkretionären Lapilli in einer hellfarbenen Matrix, schneidet durch die Basalbrekzie von Abb. 1.

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Abb. 3. Nahaufnahme eines lapillihaltigen Ganges, der die Basalbrekzie bei Fuentes Calientes durchschlägt. Man beachte, dass viele der Lapilli die typische Zwiebelschalenstruktur um ein Gesteinspartikel herum besitzen.

 

Bei Escriche – südöstlicher Beckenrand southeastern basin rim in der Nähe von Teruel

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Abb. 4. Große Teile der Basalbrekzie, die bei Escriche ansteht, sind aus einer Lapillistein-Matrix mit nur wenigen scharfkantigen Gesteinsbruchstücken (vermutlich Muschelkalk-Kalkstein) aufgebaut. Man beachte, dass die hier gezeigte Probe den Charakter eines Matrix-in-Matrix-Gefüges hat. Man beachte ferner den Matrix-Gang im unteren Teil, der die zuvor gebildete Matrix durchdringt, was auf eine sehr umgewöhnliche Gesteinsbildung hinweist.

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Abb. 5. Nahaufnahme der Lapilli-Brekzie, die bei Escriche ansteht. Breite der Aufnahme 18 mm.

 

Bei Corbatón, östlich des Rubielos de la Cérida-Zentralberges

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Abb. 6. Matrix-reiche Basalbrekzie bei Corbatón. Die dunklen Brekzienkomponenten sind vermutlich Muschelkalk-Kalksteine.

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Abb. 7. Akkretionäre Lapilli in der Matrix der Basalbrekzie von Corbatón. Breite der Aufnahme 3 cm.

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Abb. 8. Die vier Bilder zeigen akkretionäre Lapilli aus der basalen Suevitbreccie aus der Nähe von Corbatón im Rubielos de la Cérida-Impaktbecken. Die Lapilli sind im wesentlichen karbonatisch mit geringen Anteilen von silikatischem Material (z.B. Quarzfragmente, siehe Bild oben rechts), und sie zeigen im allgemeinen den typischen zwiebelschaligen internen Aufbau. Der kantige Kern des Lapillo im Bild unten rechts ist vermutlich das Bruchstücke eines früher gebildeten Lapillo. Das deutet auf eine Art von Aufarbeitung im Prozeß der Lapilli-Bildung und -ablagerung. – Dünnschliffaufnahmen, xx Nicols; die Breiten der Aufnahmen betragen 3.5, 5, 6.5 and 3 mm

Zum Vergleich: Lapillistein aus einem vulkanischen Diatrem (Avon-Diatreme) in Missouri, USA


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Abb. 9. Gesägte und polierte Probe akkretionärer Lapilli von den kimberlitischen Diatremen von Avon (Missouri, USA). Breite der Aufnahme 3,5 cm. Man beachte die bemerkenswerte Ähnlichkeit von vulkanischer und impaktitischer akkretionärer Lapilli, die es nicht erlaubt, sofort eine Unterscheidung zu treffen. Probe von John Townsend zur Verfügung gestellt.

Hier ist ein Link zu einer kurzen Beschreibung des vulkanischen Distriktes von Avon: http://gsa.confex.com/gsa/2008NC/finalprogram/abstract_138126.htm