Auswurfmassen (Impakt-Ejekta)
Bisher sind zwei Ejekta-Vorkommen im Zusammenhang mit den spanischen Impaktstrukturen näher untersucht werden: Die Ejekta der Pelarda-Formation (Ernstson and Claudin, 1990, siehe auch HIER) und die Puerto Mínguez-Impakt-Ejekta (Claudin et al., 2001, Ernstson et al. 2002). Beide Vorkommen sind mit einer frühen Beobachtung einer „rätselhaften Ablagerung“ am Puerto (= Paßhöhe) Mínguez (Moissenet et al. 1972) verknüpft. Das zu jener Zeit kleine Vorkommen paläozoischer Quarzite wurde auch von Carls & Monninger (1974) erwähnt und mit der Pelarda-Formation in Verbindung gebracht. Die festgestellte Ähnlichkeit zwischen dem „rätselhaften“ Puerto Mínguez-Vorkommen und der Pelarda-Formation waren dann der Anlass für eine gründliche Untersuchung, in deren Verlauf die Sedimente der Pelarda-Formation mit dem Azuara-Impakt in Verbindung gebracht wurden (Ernstson & Claudin 1990). Völlig neue Einblicke in die Ablagerungen am Puerto Mínguez verschaffte der Bau für die neue Straße (CN 211) zwischen Caminreal und Montalbán. Geländearbeiten in diesen enorm vergrößerten Aufschlüssen legen nahe, dass die Ablagerungen mit dem Rubielos de la Cérida-Impaktbecken zusammenhängen. Wir zeigen hier einige Bilder typischer Aufschlüsse und deformierter Klasten und verweisen darüber hinaus auf die sehr ausführliche Beschreibung unter https://www.impaktstrukturen.de/spain/ptominguez.htm.
Es gibt Geologen, die behaupten, dass diese Ablagerungen typische tertiäre fluviatile Sedimente sind und die Deformationen das Ergebnis von Tektonik sein müssen. Andere Geologen (z.B. Casas et al. 2000; Geodinamica Acta, 1-17) erklären die Ablagerungen durch syntektonische Sedimentation. Leser(innen) mögen sich ihre eigene Meinung zu diesen außergewöhnlichen geologischen Aufschlüssen bilden.
Weitere Bilder von Rubielos de la Cérida-Impaktejekta zeigen wir weiter unten, nach den Bildern mit den mesoskopischen Deformationen in den Puerto Mínguez-Ejekta.
Puerto Mínguez-Aufschlüsse
Puerto Mínguez-Impaktejekta; Teil eines 5 km langen kontinuierlichen Aufschlusses, der durch Straßenbau freigelegt wurde. Die hier gezeigten Gesteine sind eine intensive Vermischung (Diamiktit) aus ausgeworfenem Kratermaterial und lokal anstehendem Material. Der Prozeß der Entstehung ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit ballistischer Erosion und Sedimentation (Oberbeck 1975) zu sehen
Impakt-Ejekta am Puerto Mínguez. Intensive Vermischung aus vorherrschend paläozoischem (dunkel) und wenig alttertiärem (mehr rötlich) Material. Die hellen Komponenten sind mesozoische Kalkstein-Komponenten, die vermutlich aus alttertiären Konglomeraten stammen. Unabhängig von ihrer Größe weisen alle (!) Kalkstein-Komponenten plastische Verformungen in Form von intensiver und tiefgreifender Striemung und von Eindrückmarken auf. Spiegelpolitur und rotierte Brüche sind häufig. Schiefer aus dem paläozoischen Material sind ebenfalls gestriemt. Aufschlußhöhe etwa 8 m.
Impakt-Ejekta am Puerto Mínguez. Anders als in der obigen Aufschlußsituation sind hier die großen Kalksteinkomponenten nicht gerundet. Offenbar handelt es sich um Bruchstücke eines Megablocks aus mesozoischen Kalksteinen, vermischt mit paläozoischem Material. Ganz offensichtlich handelt es sich hier nicht um eine Flußablagerung wie es von einigen Geologen behauptet wird. Aufschlußhöhe etwa 5 m.
Puerto Mínguez-Impaktejekta: Eine intensive Vermischung aus gerundeten, kantengerundeten und eckigen mesozoischen und paläozoischen Komponenten in einer sandig-mergeligen Matrix. Die eckigen paläozoischen Quarzite mögen Moissenet et al. (1972) veranlaßt haben, über das „rätselhafte“ Vorkommen am Puerto Mínguez zu schreiben (Puerto heißt Paßhöhe). Bis zu einer Entfernung von ca. 15 km stehen nirgendwo paläozoische Gesteine an!
Mesoskopische Deformationen
(mehr dazu unter https://www.impaktstrukturen.de/spain/minguez/mesoscopic.htm)
Puerto Mínguez-Impaktejekta: Kalksteinkomponente mit extrem feiner Striemung und Spiegelpolitur. Ähnliche, durch hohen Druck hervorgerufene Striemung und Tonpolitur hat E.C.T. Chao (Science, 194, 615-618) von Komponenten aus den Ejekta des Ries-Kraters (Bunte Breccie) beschrieben. Man beachte auch die tiefe, rinnenartige Verformung (Pfeil), die vor der Politur entstand.
Puerto Mínguez-Impaktejekta: Kalksteinkomponente mit starker innerer Verdrehung – Vorder- und Rückseite. Die ausgeprägte Torsion ist mit makroskopisch unversehrt erscheinenden Scharnieren verknüpft (Rückseite der Komponente) sowie mit rotierten Brüchen, die die gesamte Komponente durchschneiden, ohne sie dabei zu zerbrechen. Solche rotierten Brüche sind in den Komponenten der Puerto Mínguez-Ejekta ziemlich häufig, und man beobachtet sie gleichermaßen in den Ejekta der Pelarda-Formation (siehe Ernstson & Claudin 1990). Sehr ähnlich rotierte Brüche wurden auch von E.C.T. Chao (Geol. Jb., A 43, 1977) in den Ejekta der Ries-Impaktstruktur (Bunte Breccie) beschrieben, wo sie in Kalkkonkretionen, eingebettet in weiche Jura-Tonsteine, beobachtet werden. Die Komponenten mit den gedrehten Brüchen in den Ejekta der Pelarda-Formation und vom Puerto Mínguez finden sich ebenfalls in einer weichen Matrix (mehr sandig im Fall der Pelarda-Formation). Deshalb betrachten wir rotierte Brüche als diagnostisch für eine Impakt-Kurzzeitdeformation unter hohem Umschließungsdruck. – Die schöne Probe hat uns Alvarez Marques Miguel Desiderio zur Verfügung gestellt.
Puerto Mínguez-Impaktejekta: typische Deformation einer Komponente – beinahe wie ein Brotlaib, zu Scheiben zerschnitten. Allerdings stellt man fest, daß der Klast überhaupt nicht in Stücke zerlegt ist. Sehr ähnliche Deformationen sind wiederum wohlbekannt von den Ejekta des Ries-Kraters. Dort treten sie in Kalkkonkretionen und den berühmten sogenannten Ries-Belemniten innerhalb weicher Jura-Tonsteine auf (siehe dazu auch https://www.impaktstrukturen.de/germany/ries3.htm ).
Kalkstein-Komponente aus den Puerto Mínguez-Impaktejekta mit Regmaglypten, die man sonst nur von oberflächlich geschmolzenen Meteoriten (Reibungshitze beim Flug durch die Atmosphäre) kennt. Es ist anzunehmen, daß die Regmaglypten durch partielles Schmelzen des Kalksteins beim Auswurfprozeß entstanden, als die sich explosionsartig ausdehnende Wolke verdampften Materials durch den Ejekta-Vorhang „marschierte“. – Natürlich darf man die Regmaglypten nicht mit Lösungskarren auf Kalk verwechseln! Ähnliche daumenartige Eindrücke hat man auch von Komponenten aus den Belize-Ejekta (Chicxulub-Impaktstruktur) berichtet (K.O. Pope & A.C. Ocampo, LPSC 31, abstract #1419). Die ganze Geschichte über die Regmaglypten von den Puerto Mínguez-Ejekta ist hier nachzulesen: Ernstson, K. (2004): Regmaglypts on Clasts from Impact Ejecta. – Meteorite, 10/1, 41-42, bzw. HIER anzuklicken.
Miniatur-Impaktkrater auf der Oberfläche von Kalksteinkomponenten aus den Puerto Mínguez-Ejekta (Breite der Aufnahmen 3,5 mm – links – und 1,8 mm). Man beachte die hochgewölbten Kraterränder und das erhaltene Projektil im linken Krater. Es ist anzunehmen, daß die Krater beim Auswurfvorgang durch den Hochgeschwindigkeits-Einschlag von Sandkörnern entstanden. Siehe auch: Glidden, M. et al. (2004): DISTAL IMPACT EJECTA, UPPERMOST EOCENE, TEXAS COASTAL PLAIN. LPSC 2004, abstract.
Ejekta zwischen Mesquita de Jarque und Escucha
Ejekta haben sich in gutgeschichtete Sedimente der Kreide eingegraben.
Ejekta bei Blancas
In der Umgebung von Blancas findet man fleckenweise diamiktitische Ejekta aufgeschlossen. In dem oben gezeigten Aufschluß sind – unabhängig von ihrer Größe – sämtliche (!) Kalkstein-Gerölle und -blöcke rundherum gestriemt, und sie zeigen zudem vielfach Eindrückmarken und Politur. Die Ähnlichkeit mit den Puerto Mínguez-Ejekta ist offensichtlich.