Suevite von Barrachina

Suevite von Barrachina und suevitähnliche Brekzien

In einem der temporären Steinbrüche im Tal des Pancrudo (siehe das folgende Bild) wurden zeitweise große Blöcke einer polymikten Breccie freigelegt, und in dieser Breccie wurde silikatische Schmelze nachgewiesen. Außer der Schmelze finden sich angerundete bis eckige Kalkstein-, Sandstein- und Quarzit-Komponenten unterschiedlichster Korngröße in der Breccie, die ein matrix-gestütztes Gefüge besitzt.

Abb. 1. Temporärer Steinbruch in der Megabreccie von Barrachina. Hier wurden große Suevit-Blöcke freigelegt.

Die vorwiegend karbonatische Matrix ist durchsetzt mit zerbrochenen Körnern meist aus Calcit und Quarz und weist häufig Fließgefüge auf, wobei die größeren Komponenten vorzugsweise parallel zum Fließen eingeregelt sind (siehe die Bilder weiter unten). Manchmal sind Komponenten selbst brecciiert (Breccie-in-Breccie). Dünnschliffe zeigen Schockeffekte in Form von multiplen Scharen von PDFs in Quarz und diaplektischem Quarz. Extreme Knickbänderung in Glimmern ist häufig. Die Schmelze bildet elliptische weißliche Komponenten der Größe zwischen einigen Millimetern und 2-3 cm. Die weichen Klasten sind sehr feinkörnig und können für eine Analyse leicht mit einem Spachtel entfernt werden. Analysen mit dem Röntgendiffraktometer zeigen, daß die Klasten nicht aus reiner Schmelze bestehen. Es handelt sich um eine Mischung aus amorphem Material (typischer Glasbuckel) mit Dolomit, Calcit sowie geringeren Anteilen von Quarz, Muskovit und Gips. Diese Mischung entspricht auch der chemischen Zusammensetzung (siehe bulk-5 analysis in Tabelle 1 s.o.). Hohe Gehalte von MgO und CaO und die ausgeprägten LOI-Werte spiegeln vorherrschend Karbonat wider, hauptsächlich Dolomit und untergeordnet Calcit. Die bulk-5-Zusammensetzung der Klasten deckt sich gut mit einer Mischung aus 50% reinem Dolomit, 10% reinem Calcit und 25% des weißen Glases (gemittelte Zusammensetzung) in Tabelle 1. Vorherrschend Karbonat mit untergeordnet Schmelzanteilen kann auch aus dem Röntgen-Diffraktogamm abgeschätzt werden. Gemäß der gültigen Klassifikation und Nomenklatur von Impaktgesteinen (IUGS Subcommission on the Systematics of Metamorphic Rocks, Study Group for Impactites) wird eine solche polymikte Impaktbreccie aus geschockten Klasten mit Schmelzanteilen ein Suevit oder eine Suevitbreccie genannt.

Abb. 2 – 4. Suevitbreccien aus der Megabreccie von Barrachina. Silikatische Schmelze konzentriert sich in den weißlichen, porösen Komponenten.

Abb. 3. Rubielos de la Cérida-Suevit.

Abb. 4. Rubielos de la Cérida-Suevit.

 

Suevit-ähnliche Breccie

Entlang der Straße zwischen Barrachina und Torre los Negros stehen stark deformierte Kalksteine an, in die häufig allochthones Material in Form von Megablöcken und Gängen aus bunten Mergeln und Tonsteinen sowie Diamiktiten (Fazies der paläozoischen Pelarda-Formation) eingeschaltet ist. Bei UTM 6 57 900, 45 28 300 sind schwarze Tonsteine in die gebankten Kalksteine injiziert worden, was zu einer eigenartigen makroskopischen Breccienzone geführt hat (siehe das nachfolgende Bild).

Abb. 5. Gänge einer suevit-ähnlichen Breccie schlagen durch heftig zerstörte Kalksteine. 

Abb. 6. Die suevit-ähnliche Breccie unter dem Mikroskop (Aufnahmebreite 7 mm). Es wird angenommen, daß das watteähnliche weiße Material aus einer Karbonatschmelze hervorgegangen ist.

Im Detail erkennt man, daß Bruchstücke des schwarzen Tonsteins sich intensiv mit einem weißen Material zu einer feinkörnigen Breccie vermischt haben. Häufig sind watteähnliche Fetzen eingeschaltet. Im Dünnschliff erkennt man Fließgefüge in einer dunkelbraunen bis schwarzen, extrem feinkörnigen Matrix. Diese Matrix enthält Fragmente von Quarz, untergeordnet Feldspat, sowie gelegentlich feinkörnige Aggregate aus hellen Mineralen. Nach Analysen mit dem Röntgen-Diffraktometer besteht das Gestein aus Quarz, Kaolinit und Illit, Karbonat und einer amorphen Phase. Letztere wir durch einen typischen „Glasbuckel“ definiert und dokumentiert (siehe Abbildung unten). Mikrosondenanalysen (backscattered electron images) zeigen eine extrem feinkörnige Mischung aus mittelgrauen und dunkelgrauen, wenige Mikrometer großen Komponenten. Die Analyse der mittelgrauen Komponenten ergibt reproduzierbar Illit gemischt mit anderen Tonmineralen und eine Zusammensetzung aus ungefähr 53% (Gewicht) SiO2, 25% Al2O3, 5% FeO, 3% K2O und jeweils 2,5% Ca0 und MgO. Die dunkelgrauen Anteile sind reich an SiO2 und enthalten unterschiedliche, jedoch insgesamt untergeordnete Al2O3-Gehalte. Sehr wahrscheinlich spiegelt diese feinkörnige Mischung stark verwitterte Relikte der amorphen (Glas-)Phase wider, die im unkorrodierten Zustand bei der Mikrosondenanalyse nicht nachgewiesen werden konnte. Durch Korrosion kann ein Glas zu Tonmineralen umgewandelt werden, wobei es eine intermediäre Gelphase mit typischerweise erhöhtem Si-Gehalt durchläuft (Rösch et al., 1977). Schockeffekte wurden bisher nicht in dieser glashaltigen Breccie gefunden, weshalb wir den Begriff „suevit-ähnliche Breccie“ für dieses eigenartige Gestein gewählt haben.

Abb. 7. Röntgendiffraktogramm der suevit-ähnlichen Breccie. Nächst den scharfen Diffraktions-Peaks von Tiefquarz (q) und Calcit (c) sieht man die mehr oder weniger verbreiterten Peaks von Glimmerphasen (Kaolinit, Illit, Montmorillonit). Im Vergleich mit den silikatischen Schmelzgesteinen ist der Glas“buckel“ weniger ausgeprägt, was mit den überlagerten scharfen Quarz- und Calcit-Peaks zusammenhängt. Sehr deutlich sieht man aber den Glas“buckel“ in einer Überhöhung mit logarithmischer Skalierung für die Intensität.