Autobahnbau durch eine Impaktstruktur

Im Jahr 2005 gab es die großartige Gelegenheit, die äußere Randzone der Azuara-Impaktstruktur geologisch genauer zu studieren. Im Zuge des Autobahnbaus der A-23 (Autovía Mudéjar) zwischen Valencia und Zaragoza musste die Trasse das Paläozoikum der Gebirgskette der Östlichen Iberischen Ketten queren (Abb. 1). Das hatte zur Folge, dass eine Zeitlang mehrere Kilometer des geologischen Untergrundes in wunderbaren, um nicht zu sagen atemberaubenden steilen Aufschlusswänden geologisch direkt zugänglich waren. Nie zuvor hatte es eine derartige Gelegenheit gegeben, die interne Struktur der impakt-erfassten paläozoischen Randzone im westlichen Teil des Azuara-Kraters anzuschauen und zu studieren. Und sehr rasch wurde es offenkundig, dass es im Paläozoikum eine Fortsetzung der ausgedehnten, drastischen Zerstörungen der mesozoischen Gesteine in der nördlichen Randzone nördlich der mesozoischen äußeren Ringstruktur gibt (siehe Abb. 1). Leider ist die Autobahn inzwischen längst in Betrieb, und die Böschungen sind weitgehend durch ein dichtes Drahtgeflecht verhüllt – aus Gründen, die weiter unten klar werden. Soweit wir wissen, hat niemand vom geologischen Institut der nahegelegenen Universität Zaragoza Notiz von diesen außergewöhnlichen geologischen Aufschlüssen genommen und darüber gearbeitet.

Abb. 1. Lagekarte der Autobahntrasse südlich von Paniza, die das Impakt-Szenario in den paläozoischen Gesteinen der westliche Randzone der Azuara-Struktur so wundervoll aufgeschlossen hatte.

Nachfolgend zeigen wir eine Auswahl von Fotos, die typischerweise die drastischen Zerstörungen und die impaktbezogenen Merkmale widerspiegeln, ganz besonders die unzähligen Impakt-Brekziengänge, die die paläozoischen Gesteine durchschlagen. In den Aufschlüssen ist überzeugend zu sehen, dass diese Gänge nicht mit tektonischen Verwerfungsbrekzien verwechselt werden können, und es ist auch schwierig, Verkarstung in diesen silikatischen Gesteinen glaubhaft zu machen, wie es Gegnern des Azuara-Impaktes vielleicht vorschwebt.

Abb. 2. Voluminöse drastische Brekziierung bis hin zu Megabrekziierung. Die Abb. 3 und 4 zeigen ein System von Brekziengängen, die den Komplex durchziehen.

Abb. 3. Detail der Aufschlusswand von Abb. 2. Nahaufnahme in Abb. 4.

Abb. 4. Nahaufnahme des Systems von Brekziengängen, das durch die paläozoischen Gesteine greift. Man beachte die typische H-Struktur der Gänge, die sehr verbreitet in den Azuara- und Rubielos de la Cérida-Impaktstrukturen ist (siehe die Seite über Azuara-Brekziengänge). Die typische Vergitterung der Gänge ist unverträglich mit einer Verwerfungsbrekziierung.

 

Abb. 5. Ein weiteres BIld der drastischen Zerstörung. Man beachte die immensen internen Taschen der Brekziierung der harten Gesteine bis hinab zu Sandfraktion (beispielhaft im oberen Teil).

Abb. 6. Ein weiteres System von Brekziengängen. Details in den Abb. 7 und 8.

Abb. 7. Detail des Brekzien-Gangsystems von Abb. 6., wiederum mit H-typischer Ausbildung.

Abb. 8. Nahaufnahme. Man beachte, dass ein Gestein völlig anderer Fazies in das Wirtsgestein injiziert worden ist.

Abb. 9. Noch mehr Brekziengänge, die scharf durch das Wirtsgestein schneiden.

Abb. 10. Nahaufnahme. Wie in Abb. 8 durchdringt ein schiefriges Gestein gangartig einen massiven paläozoischen Siltstein. Es soll angemerkt werden, dass in diesem Fall der Gang nicht eine Brekzie als solche ist. Das schiefrige Gestein ist zwar heftigst zerbrochen, hat aber, ohne jegliche Matrix, das ursprüngliche Gefüge weitgehend bewahrt.

Abb. 11. Ein Brekzien-Gangsystem fächert nach unten hin auf.

Abb. 12. Ein Brekziengang schneidet horizontal durch paläozoischen Siltstein. Das Öffnen der Spalte und die Injektion des allochthonen Materials muss enorme Zugkräfte vorausgesetzt haben, was möglicherweise im Zuge der Entlastung nach Durchgang der Schockfront geschah.

Abb. 13. Ein weiterer markanter horizontaler Brekziengang. Nahaufnahme in Abb. 14.

Abb. 14. Nahaufnahme des horizontalen Brekzienganges von Abb. 13. Man beachte den rasiermesserscharfen Kontakt zwischen dem Gangmaterial und dem Wirtsgestein.

Abb. 15. Zwei mächtige Brekziengänge schneiden durch heftigst zertrümmerte paläozoische Gesteine.

Straßenbau in einem Impaktgebiet

Zu Beginn unserer Autobahn-Foto“safari“ haben wir erwähnt, dass heute die geologischen Aufschlüsse der Straßenböschungen weitgehend unter einem dichten Drahtgeflecht verschwunden sind. Mittlerweile dürften Sie einen Eindruck gewonnen haben, warum das notwendig wurde, obwohl die Autobahnbauer offensichtlich ursprünglich gar nicht die Absicht hatten. Ihnen war jedoch nicht bewusst, dass sie drauf und dran waren, ihre Autobahntrasse geradewegs durch die Randzone einer sehr großen Impaktstruktur zu bauen. Und da die meisten spanischen Geologen das gewaltige Impaktereignis in ihrem Land noch immer nicht begriffen haben, und da insbesondere die Geologen der nahegelegenen Universität Zaragoza eher gegen alle Impaktideen mobil machen, gab es für die Straßenbauer keinen Grund, die Dinge anders zu handhaben, als sie es von anderen Regionen gewohnt waren, wo sie ihre Straßen durch das Paläozoikum ohne Probleme gebaut hatten. Also wurden die Böschungen gebaut, wie gehabt. Und als die Autobahn mit ihren Böschungen praktisch fertig war, meldete sich der Impakt zu Wort – wie es sehr eindrucksvoll in den nachfolgenden Fotos zu sehen ist. Und nun verstehen Sie, warum die Autobahnbauer eine Menge Drahtgeflecht zu verarbeiten hatten.

Abb. 16. Hangrutsch #1 in der Böschung der fast fertigen Autobahn.

Abb. 17. Hangrutsch #2 in der Böschung der Autobahn.

Abb. 18.  Hangrutsch #2 in der Böschung der Autobahn, anderer Blickwinkel.

Abb. 19.  Hangrutsch #3 in der Böschung der Autobahn.

Abb. 20. Hangrutsch #4 in der Böschung der Autobahn.

Abb. 21. Hangrutsch #5 in der Böschung der Autobahn.

Abb. 22. Hangrutsch #6 in der Böschung der Autobahn.

Abb. 23. Hangrutsch #7 in der Böschung der Autobahn.

Abb. 24. Hangrutsch #7 aus größerer Nähe aufgenommen. Man beachte den gewaltigen Block, der sich aus den zertrümmerten Gesteinen gelöst hat.

Abb. 25. Hangrutsch #8 in der Böschung der Autobahn.

Abb. 26. Hangrutsch #9 in der Böschung der Autobahn mit verdrehten Megablöcken und Kavernenbildung.

Abb. 27. Hangrutsch #10 in der Böschung der Autobahn.