Strukturelle Besonderheiten

Besondere strukturelle Gegebenheiten in der Azuara-Impaktstruktur.

Viel häufiger als in der normalen Tektonik können strukturelle Merkmale in Impaktstrukturen sehr schnelle Änderungen der Spannungsfelder (Amplitude und Richtung) widerspiegeln. Unter diesen Prozessen spielt die Entlastung eine wesentliche Rolle, die zu Dehnungsmerkmalen unabhängig von Kompression oder zumindest erst nach der Kompression führt. (Druck-)Entlastung ist ein grundlegender Prozess bei der Impakt-Kraterbildung, die zu Zugkräften durch Unterdruck möglicherweise bis hin zu Vakuumbildung führen kann. Auf diese Weise können ganze Gesteinskomplexe voneinander getrennt werden, und es werden strukturelle Konstellationen beobachtet, die am besten mit dem Entlastungsmodell zu erklären sind.

Verglichen mit Kratern in Kristallingebieten erlaubt das sedimentäre Zielgebiet der Azuara-Struktur, verknüpft mit den exzellenten Aufschlussbedingungen, reichlich Einblicke in eine ganz besondere geologische Welt.

 

Abb. 1. Bemerkenswerte strukturelle Situation in Dogger-Kalksteinen (Ringbereich der Azuara-Struktur, Barranco de Bocafóz, Almonacid de la Cuba). Die Durchdringung der Kalksteinbänke deutet auf starke Zugkräfte.

Abb. 2. Skizze einer anderen „eigenwilligen“ strukturellen Situation im Barranco de Bocafóz, Almonacid de la Cuba. Wie im Fall der Abb. 1 verlangt die horizontale Verschiebung der gefalteten Gesteinsblöcke die Wirkung starker Zugkräfte.

Abb. 3. Aguilón, Azuara-Struktur; Jura-Kalksteine. Man beachte die Schichtlagerung an der Basis des Aufschlusses, die gegen eine tektonische Verwerfung spricht. Generell bereitet eine tektonische Interpretation der Lagerung beträchtliche Schwierigkeiten.

Abb. 4. Zum Vergleich: heftigst deformierte autochthone Jura-Kalksteine am Ostrand der Ries-Impaktstruktur (Nördlinger Ries; Wemding, der frühere Schneider-Steinbruch). Foto: Juli 2001.

Abb. 5. In der Strukturgeologie unbekannte, eigentümliche Kluftscharen in der Azuara-Impaktstruktur (zwischen Moneva und Moyuela; Höhe des Aufschlusses etwa 5 m). Konjugierte Scharen stark gekrümmter Klüfte zerschneiden den jurassischen Kalkstein in Balken mit annähernd rhomboedrischem Querschnitt (zur Verdeutlichung nachgezeichnet). Das Streichen dieser Scharen und ähnlich strukturierter Kluftscharen in mehreren anderen Azuara-Aufschlüssen ist grob auf das Zentrum der Impaktstruktur gerichtet. Nach einer Modellvorstellung (Müller & Ernstson 1990, http://www.impact-structures.com/Archiv/wkarchiv9.html ) entstanden die gekrümmten Kluftscharen während des Exkavationsprozesses durch eine dynamische Stresswellen-Modulation sich entwickelnder (laufender) Brüche.